Mittwoch, 25. Januar 2012

Leistungsdruck

Die ersten Tage mit unserem Spatz ziehen ins Land und schon bald bildet sich ein Kriterium heraus, an dem sich Hannah ungewollt messen wird: Das Stillen. Man sollte meinen, nach Jahrtausenden Menschheitsgeschichte dürfte nichts leichter sein als das - aber weit gefehlt. Nichts scheint schwieriger zu sein.
Nach dem nicht ganz optimalen Start mit der Neugeborenengelbsucht und der Trennung, ergo Flaschenfütterung versuchen Mama und Baby in einen gewissen Rhythmus hineinzukommen. Das Ziel ist klar abgesteckt: Stillen nach Bedarf, die Kleine hat Hunger, saugt, die Milch fließt, alles prima.
Die Realität sieht anders aus. Zwar fließt die Milch die erste Zeit, da sie dank regelmäßigen Abpumpens gut angeregt ist. Doch die Trinkfreudigkeit des Babys ist unberechenbar. Egal ob Mama gleich die Feinzeichen wie Schmatzen und Bewegen des Kopfes deutet und reagiert, oder die Kleine erst nach ohrenbetäubendem Geschrei an die Brust nimmt - kaum dort angekommen fällt der süße, fast verhungerte Schatz in einen komaähnlichen Tiefschlaf. In Stillratgebern ist hier dann die Rede von Kitzeln an den Füßen, an der Wange, Ausziehen, damit es die Kleine nicht zu bequem hat und so weiter. Man glaube mir: Nichts davon hilft. Erst das Abnehmen von der Brust führt wieder zu Gebrüll. Dazu kommt, man glaube es mir, ein äußerst vorwurfsvoller Blick des kleinen Wesens das mir deutlich sagt: Ich weiß, dass da Milch drin ist, warum gibst du sie mir nicht??
Nach mehren Tagen und einer kurzen Phase der Hoffnung, als das Trinken sage und schreibe 3 mal hintereinander geklappt, und Hannah unvorsichtigerweise das Abpumpen eingeschränkt hat, scheint keine Milch mehr zu kommen. Die Brüste sind durch Ungeschicktheit der Mama zerbissen und schmerzen, alle Beteiligten sind hochgradig frustriert. Den heutigen Morgen verbringe ich mit Heulen und einem dicken Tinnitus im Ohr. Was für ein Leichtes war die Promotion! Wie locker das Studium! Wie angenehm das Berufsleben! Bin ich so unfähig?
Und was tut man, wenn es nicht mehr läuft? Richtig, die Beratungsbranche. Morgen kommt eine Stillberaterin - hoffen wir auf das Beste. Ansonsten wird es wohl auf Abpumpen und Flasche hinauslaufen...

Sonntag, 22. Januar 2012

Die Geburt

Ob die Kleine gemerkt hat, dass der Mama alleine zu Hause langweilig war? Ob es ihr jetzt auch gereicht hat mit dem Leben im Bauch? Ob die geburtsvorbereitende Akkupunktur schon nach einer Sitzung angeschlagen hat? Oder die vorsichtig dosierten Tassen Himbeerblättertee?
Wer kann das schon sagen?
Tatsache ist, dass mein kleiner Schatz nun auf der Welt ist, nach einer erfreulich kurzen Geburt von nur 5 Stunden Wehen. Was nicht heißen soll, dass es nicht verdammt anstrengend war und ich seit meiner eigenen Babyzeit wohl nicht mehr so laut und ausdauernd geschrien habe. Aber der Verdrängungsprozess setzte nahezu sofort ein, als die Kleine bei mir war. Umso schrecklicher, als die Kleine am dritten Tag mit erhöhten Bilirubinwerten (also Neugeborenengelbsucht) in die Klinik musste. Schon seit vielen Jahren habe ich mir nicht mehr derart die Augen aus dem Kopf geweint. Nach drei Tagen war der Spuk dann aber endlich vorbei und wir konnten die Kleine mit nach Hause nehmen. Endlich! Auch meine Dammschnittnaht dankte es mir, dass ich nicht mehr zur Kinderklinik laufen (auch des nachts, schließlich wollte ich ihr abgepumpte Muttermilch vorbeibringen) und viele Stunden auf den dortigen Stühlen sitzen musste, um wenigstens so oft und lange wie möglich bei meiner Kleinen zu sein.
Nun, jetzt versuchen wir uns an alles zu gewöhnen, ich bin meinem kochenden, wickelnden, fütternden, putzendem Göttergatten unendlich dankbar, dass er so ist, wie er ist (ein richtiger Papa) und erfreue mich an dem kleinen Wunder, das jetzt bei uns zu Hause wohnt.

Freitag, 13. Januar 2012

Hannah allein zu Haus

Die erste Woche alleine zu Hause ist noch nicht vorbei, und ich kann es nicht anders sagen: Es ist langweilig. Obwohl ich durchaus das Haus verlasse, z.B. zum Geburtsvorbereitungskurs, zur geburtsvorbereitenden Akkupunktur (was man nicht alles macht), und gestern ausgiebig Einkaufen war, ist es doch eine sehr öde Angelegenheit, nur äußerst eingeschränkten Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Und ja, ich vermisse meine Arbeit. Regelmäßig schiele ich auf meinen Blackberry und habe mich sogar schon bei meinen Kollegen beschwert, warum sie mich nicht öfter auf CC setzen.
Abgesehen davon habe ich schon meine DVD-Sammlung im Internet verscherbelt, ordne lästigen Papierkram, bügele, putze, koche... und bin heilfroh, dass das nicht alles ist, was ich in weiterer Zukunft vor mir habe. Wobei ich überhaupt nichts gegen Menschen sagen will, die darin ihre Berufung sehen, ihr Heim ordentlich, sauber und gemütlich zu halten - aber genauso wenig wie nicht jeder von Museumsbesuchen begeistert sein kann, ist dieses Leben einfach nichts für mich. Jedem das seine.
Nachdem ich diese Woche 3 Bücher und 5 Hörbücher durchgelesen, bzw. gehört habe fällt mir sogar dies auf die Nerven. Selbst die Kliniktasche habe ich ein zweites Mal gepackt, hätte ja sein können, dass ich beim ersten Mal etwas übersehen habe.
Hätte ich also doch auf den Mutterschutz verzichten sollen? So im Nachhinein bringt es wohl nichts, darüber zu grübeln. Nach dem Motto auf das Beste hoffen, aber auf das Ungünstigste vorbereitet sein habe ich wohl richtig gehandelt. Der Preis ist nun die Langeweile. Wer noch Tipps für mich hat, was man so den ganzen Tag alleine zu Hause anstellt, der möge sich melden.

Dienstag, 10. Januar 2012

Was tun im Mutterschutz

Irgendwann geht selbst der Urlaub des Göttergatten vorbei, dessen Anwesenheit einem das eigene zu Hause sein versüßt, und da ich mich entschlossen habe, das Risiko nicht einzugehen, Urlaub und Gleitzeittage "umsonst" zu verpulvern, sitze ich nun also mehr oder minder zu Hause im Mutterschutz.
Was tun?
Bei offenen Fragen aller Art bietet sich ja nun das Internet als Ratgeber an. So google ich einfach mal "Was tun im Mutterschutz" und bin erstaunt, wie viele Frauen sich schon das gleiche gefragt haben. Wie zu erwarten war bieten die Antworten aber nun nicht gerade die geniale neue Erkenntnisse. Schlafen, Fernsehen, Filme schauen, lesen, aufräumen, kochen, spazieren gehen, telefonieren. Nun ja. Ich kann ja mal anfangen. Und verbringe den ersten Tag alleine zu Hause tatsächlich mit lesen (Babyratgeber, aber auch ein Finanzratgeber), aufräumen, kochen, telefonieren, Wäsche waschen und schlafen. Auf Fernsehen verzichte ich. So verzweifelt bin ich dann doch noch nicht. Mal sehen, wann mir das Hausfrauendasein aufs Gemüt schlägt. Noch lässt es sich aushalten.