Dienstag, 21. Februar 2012

Alltag mit Baby

So langsam kehrt der Alltag wieder ein bei uns. Nur ist mit Baby nun alles anders. Mein Tag unterteilt sich in etwa in 3 Stunden Abstände, ganz abhängig von der Kleinen, die auch schon mal 4 Stunden bis zum nächsten Hunger verstreichen lässt, wenn auch selten, aber auch gerne (abends und leider auch nachts) Phasen hat, in denen sie am liebsten 3 bis 4 Stunden mit kurzen Viertelstundenpausen trinken möchte und schreiend protestiert, wenn Mama und Papa gerne schlafen möchten.
Gut, dass wir zu zweit sind! So kann ich mich wenigstens gegen Abend kurz ausruhen und mein Göttergatte übernimmt das schuckeln und trösten, ebenso wie das Wickeln, so dass meine Milchfabrik wenigstens kurze Ruhepausen bekommt. Tagsüber hingegen ist die Kleine oft friedlich, und ich habe keine Skrupel, zu diesen Zeiten Schlaf nachzuholen.
Heute habe ich es endlich mal wieder geschafft, nach fast einem Monat, wieder in meinen Blackberry zu schielen. Die Welt, die sich mir in den aufgestauten Mails offenbart, erscheint merkwürdig weit weg und gleichzeitig vertraut. Berichte über Meetings und zu liefernde Dokumente. Richtig, so etwas gibt es ja auch noch - eine Welt jenseits von Stillen, Wickeln, Schuckeln, Baby herumtragen, bei Bauchweh trösten, Vorsingen, Schmusen und fasziniert auf das kleine lebendige Wesen schauen. Noch etwas mehr als zwei Monate, und diese Welt wird mich zumindest in Teilzeit wieder haben - ein Gedanke, den ich erstmal wegschiebe. Ob es eine gute Idee war, so früh wieder einsteigen zu wollen? Darüber denke ich nochmal nach, wenn es soweit ist. Momentan bringt noch jeder Tag Veränderungen, heute zum Beispiel der erste Ausflug mit dem Auto nur mit Baby und mir zu einem Treffen mit anderen Mamas. In gut zwei Monaten bin ich vielleicht schon wieder bereit für die nächste Phase.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Inhouse Consulting

Die Stillberaterin kommt und gibt einige Tipps zum richtigen Anlegen. Erfolg stellt sich jedoch erstmal nicht ein. Schließlich kommt die Schwiegermutter, die von jetzt ab nur noch den Namen die Babyflüsterin bei mir trägt: Endlich, ab Lebenstag 17 klappt es mit dem Stillen - erst zögerlich, aber dann immer besser. Ich bin euphorisch als die Babyflüsterin wieder abfährt, Stillen ist ein wunderbares Gefühl! Doch noch am selben Tag drückt etwas in der Achsel... etwas verunsichert messe ich Fieber: 38,3. Innerhalb der nächsten Stunden steigt das Fieber rapide an, Schüttelfrost gesellt sich hinzu: Mastitis. Was soll ich schreiben von Quarkwickel und Versuchen, dass der kleine Schatz die Entzündung wegtrinkt: Der kleine Schatz scheitert kläglich (Tage später als sich die dicken Schleimpropfen aus den Milchgängen lösen ist klar, dass hier ein Anfänger scheitern musste) und heult verzweifelt und hungrig in die Brust. Die Hebamme rückt an, rät zu weiteren Quarkwickeln und Abwarten. In der Nacht ist das Fieber auf fast 40° angestiegen und will trotz einer Paracetamol nicht auf unter 39° sinken - die Kleine schafft es nicht mehr zu trinken, selbst mit der Pumpe kommt kaum noch Milch. Die zweite Brust hat es nun auch erwischt. Die Hebamme rückt am nächsten Morgen nochmal an und revidiert ihren Rat vom Warten: Ich muss sofort zum Arzt, bevor es zum Abzess kommt. Dieser verschreibt auch sofort ein Antibiotikum, mit dem Stillen noch möglich wäre - wenn es denn klappen würde. Auch nachdem sich besagte Propfen langsam aber zahlreich lösen, fließt kaum Milch, obwohl ich alle zwei bis drei Stunden abpumpt (auch nachts). 
Das Wochenende verbringe ich mit verzweifeltem Weinen: Ich will dieses schöne Gefühl vom Stillen wieder! Ich will meinem Schatz keine Prenahrung geben (auch wenn es natürlich sein muss und ich es bereits tue, wer will sein Kind schon hungern lassen), ich will stillen! Ich komme aus dem Heulen nicht mehr heraus, versuche und versuche immer wieder die Kleine anzulegen, dazwischen immer wieder Versuche, möglichst viel Milch abzupumpen, um der Kleinen möglichst wenig Prenahrung geben zu müssen. Göttergatte greift zum letzten Mittel, auch er inzwischen völlig fertig, nicht zuletzt durch mein Geheule: Die Babyflüsterin rückt wieder an. Inzwischen bin ich so fertig, dass Abstillen für mich eine echte Option ist. Ich will nicht mehr nur eine nicht funktionsfähige Brust sein, das Abpumpen alle drei Stunden bedeutet ein Minimum an Schlaf (jedesmal muss das Pumpset gereinigt werden) und die Milch fließt nicht. Aber was soll ich sagen zum Thema Inhouse Consulting: Die Babyflüsterin schafft es auch diesmal: Sie setzt sich einfach neben mich, legt mir die Hand auf die Schulter, dem Baby die Hand auf den Hinterkopf und es funktioniert wieder. Innerhalb eines Tages (Lebenstag 24)  fließt wieder dermaßen viel Milch, dass ich zusätzlich noch Abpumpen muss, damit sich nichts mehr staut und die Entzündung weiter abklingen kann. Die Hebamme bescheinigt mir, dass wohl kaum eine andere Frau so lange durchgehalten hätte, und ein bisschen stolz bin ich schon.
Und so ist der Stand: Das Stillen klappt, ich bin überglücklich und würde die Babyflüsterin am liebsten irgendwo zum Aufklappen bereit im Schrank verstauen, anstatt sie wieder fahren zu lassen. Wehe der überall geforderten Mobilität, welche Familien auseinander zerrt. Wehe den weiten Anfahrtswegen. Aber ein Hoch auf das Inhouse Consulting!