Montag, 17. Dezember 2012

Kinderlose Gesellschaft

Der recht verbreitete Onlineteil einer deutschen Zeitschrift hat eine Studie herausgegeben zum Thema "Warum es immer weniger Kinder gibt in Deutschland", zu finden hier. Im Grunde decken sich die Ergebnisse der Studie mit meiner eigenen Ansicht - einer der ganz maßgeblichen Faktoren ist die deutsche Perfektion und Gründlichkeit. Ja, das klingt jetzt sehr verallgemeinernd und plakativ. Ist es auch. Aber darauf möchte ich gar nicht eingehen, sondern auf die Leserkommentare, die sich darunter häufen, wie unter fast jedem Artikel zu diesem Thema. Denn das ist schließlich etwas, zu dem jeder etwas sagen kann und vor allem zu sagen müssen meint. Mir persönlich kringeln sich das die Fußnägel hoch, die Argumente sind im Wesentlichen ja immer die selben und gehen nur selten mal auf den Artikel selbst ein.
Ja, ich kann mich nicht zurückhalten. Hier mein Senf dazu:

1. "Es gibt ohnehin viel zu viele Menschen auf der Welt" vs. "Deutschland (ganz verblendete gleich: unsere Art) stirbt aus". Liebe Mitbürger. Wer auf Kinder verzichtet um dem Planeten etwas Gutes zu tun oder Kinder zeugt, damit die deutsche Kultur an "echte Deutsche" weitergegeben wird (denn selbst wenn ein Deutscher türkischer Abstammung Schiller und Goethe rezitieren kann - so ganz das Wahre ist das anscheinend nicht - und wenn er noch dazu zu Allah betet statt zu Gott oder gar nicht, steht der Untergang des Abendlandes ja ohnehin gleich bevor), tut mir persönlich irgendwie leid. Ja, wir haben massiv viele Menschen auf dem Planeten, aber da würden ganz andere Maßnahmen viel effektiver greifen, z.B. mehr Bildung für Frauen in sämtlichen Entwicklungsländern - nichts wirkt besser. Und wer bitte schön möchte seinem Kind irgendwann mal erzählen: "Mmh, ob wir dich gezeugt haben, weil wir uns lieben und gemeinsam ein Kind wollten? Nein, eigentlich nicht, uns ging es mehr darum, die deutsche Kultur vor der Ausrottung zu bewahren"... anscheinend sehr wohl einige.
2. "Heutzutage kann sich doch Kinder keiner mehr leisten" vs. "Nur damit man dreimal im Jahr in den Urlaub fahren kann, wird auf Kinder verzichtet". Fakt ist, Kinder kosten Geld und gerade in Deutschland korrelieren Kinder und Armut massiv. Da gibt es nichts schön zu reden. Dennoch scheinen sich vor allem die Deutschen dieser Problematik massiv bewusst zu sein - vielleicht, weil Kinder nicht als Bereicherung per se bewusst sind? Oder kommt mir das nur so vor? Warum jedenfalls in Deutschland z.B. die kinderlose Ehe finanziell massiv gefördert wird, statt vermehrt direkt die Kinder selbst, ist mir ein Rätsel.
3. Vergleiche, die "Gender", "Feminismus", "Ideologie" und "Faschismus" in einem Absatz zusammenfassen. Sehr schön ist hierbei immer: Wenn eine Frau 40 Stunden die Woche arbeitet, wozu hat sie dann überhaupt Kinder? Warum, warum, warum, warum fragen diese Leute nie, nie, niemals: Wenn ein Mann 40 Stunden die Woche arbeitet, wozu hat er dann überhaupt Kinder? Weil "die Natur" das so vorgesehen hat? Diesselbe Natur, die ein Frühgeborenes unweigerlich zum Tode verurteilt, wenn es nicht in einen Brutkasten kommt, die Natur, die uns an Infektionen sterben lässt, wenn wir keine Medikamente einnehmen, kurz, die Natur, die dafür sorgt, dass Alte, Kranke, Behinderte einfach sterben würden? Die Natur, die uns ohne Pelz und Klauen ausgestattet hat, und der wir trotzen, indem wir Kleidung herstellen und Werkzeuge? Ach nein, das ist die andere Natur. Da gibt es eindeutig zweierlei Maß.
4. "Es gibt zu wenig Kinderkrippen" vs. "Kinderkrippen ist nur eine andere Form der Verwahrung und Abschiebung". Hier schließe ich mich eindeutig der ersten Fraktion an. Es ist meine persönliche Meinung, dass es meiner Tochter sehr gut tun wird, mit anderen Kindern zu spielen und Kontakt zu anderen Bezugspersonen aufzubauen. Ob das jetzt eine Daheim-Mama realisiert, indem sie Nachbarskinder besucht oder eigene Spielkreise organisiert oder mehrere Kinder hat oder ob eine Woandersarbeiten-Mama eine qualifizierte (und die muss man erstmal finden!) KiTa wählt, sollte doch wohl jedem selbst überlassen werden. 

Ich habe sicher einige Argumente vergessen. Hab auch jetzt keine Zeit mehr, mich hier auszutoben, weil meine Tochter gleich aufwacht. Freue mich aber über Kommentare...

Samstag, 15. Dezember 2012

Stillen - wie lange?

Einen Post wollte ich noch über das Stillen schreiben. Nachdem es ja am Anfang wirklich schwierig war, das Stillen überhaupt in Gang zu bringen (siehe hier), lief es ja dann erstmal so gut, dass das Trinken aus der Flasche gar nicht mehr ging (siehe z.B. hier) und inzwischen klappt beides ganz gut.
Früher dachte ich in meiner grenzenlosen Naivität, dass ich eben einige Monate stille, dann kommt der Brei, ich stille ab und gut ist. Haha. Inzwischen ist das Baby bald ein Jahr alt und ich sitze immer noch regelmäßig mit entblößter Brust und inzwischen seeeehr großem Baby im Arm auf der Couch oder am Tisch. Von nachts wollen wir ja gar nicht reden. Ja, wir haben ein Babybett. Nein, das Baby schläft nicht in seinem Babybett. Irgendwie fehlt mir die Kraft dafür. Das gar nicht mehr so kleine Wesen wacht nachts regelmäßig auf und ruft nach Milch. Wenn ich es dann mit ruhigen Worten oder Hand auf den Bauch legen probiere, wird das Rufen recht bald zu einem schrillen Schreien. Ja, das Baby hat mich gut im Griff. Alle Erziehungsratgeber mit dem Wort "Tyrann" im Titel ignorierend stecke ich dem Baby die Brust in den Mund und schon herrscht Ruhe. Noch bevor das Baby fertig ist, schlafe ich schon wieder. Schließlich muss ich am nächsten Morgen sehr früh aufstehen.
Ist das richtig? Ich weiß es nicht. Mehr schaffe ich einfach nicht. Immerhin gibt es zusätzlich jetzt auch Brei, und auch weiches "richtiges" Essen. Ich versuche immer erst, dem Baby Tee, Banane, Brei, Hirsebällchen oder sonstwas anzubieten, bevor ich "aufgebe". Oft reicht das dem Baby auch - aber eben noch längst nicht so sehr, dass man auch nur im entferntesten von Abstillen reden könnte. Meinen Eisprung habe ich immer noch nicht wieder. Ich nehme immer noch meine Milchpumpe mit zur Arbeit - die Anschaffung hat sich inzwischen immer mehr gelohnt. Meine Fingernägel sind enorm brüchig geworden. Und mal so ganz nebenbei: Die Nahrungsergänzungsmittel für stillende Mütter, ohne die ich wahrscheinlich inzwischen gar keine Fingernägel mehr hätte, sind schon ganz schön unverschämt teuer. Und: ja, ich ernähre mich gesund! Das alleine hilft aber nicht.

Immerhin gibt es kein effektiveres Mittel das Baby zu beruhigen. Ja, ich versuche es mit Herumtragen und Rückenkraulen. Manchmal sogar mit Singen. Aber wie schon hinreichend deutlich wurde - ich gehe den einfachen Weg. Und habe noch keinen blassen Schimmer, wie es jetzt in der KiTa wird. Soll ich da ein Milchfläschchen mit einpacken? Oder komme ich vielleicht doch noch dahin, zumindest den vormittag milchfrei zu halten? Denn im Grunde kommt das Baby auch ohne ganz gut aus - wenn es gut drauf ist und ich nicht in Sichtweite, versichert mir mein Mann. Aber wehe, eines dieser beiden Voraussetzungen trifft nicht mehr zu...
Wie war das bei euch?

Sonntag, 9. Dezember 2012

Tagesabläufe - Arbeiten in Teilzeit mit Baby

Die Vollzeitbeschäftigung naht - Grund genug, einmal kurz Fazit zu ziehen, wie der Ablauf denn jetzt ist. Nochmal zur Erinnerung - wir arbeiten beide Teilzeit und zwar in der Größenordnung 25 Stunden pro Woche.
Wie schon hier (zu Hause mit dem 3-Monate alten Baby) beginne ich mit dem Abend vorher.
ca. 21 Uhr Schlafenszeit für Mama und Baby. Ich bin zu dem Zeitpunkt meist so geschlaucht, dass ich innerhalb von einer Minute eingeschlafen bin.
Am nächsten Morgen wache ich entweder gegen
5:30 auf oder werde spätestens um 6:00 vom Brummeln meines Weckers aufgeweckt. Ein letztes Mal Stillen bevor ich gehe (das Baby schläft zum Glück selig weiter währenddessen) und um etwa
6:30 steige ich ins Auto und brause los. Je nachdem ob ich es 5 Minuten früher oder später schaffe (ja, Berufsverkehr am frühen morgen ist fies), bin ich zwischen
6:45 und 7:15 bei meinem Arbeitsplatz. Das Büro ist im Allgemeinen noch wie leergefegt. Mein Arbeitstag beginnt!
Um etwa 9:40, während die Kollegen in der Frühstückspause sitzen bediene ich meine Milchpumpe - hoffentlich nicht mehr allzu lange. Stillen ist so ein Thema... muss ich doch noch mal was drüber schreiben. Je nach Wochentag fahre ich um etwa
12:15 wieder nach Hause. Bei Bedarf mit Laptop oder auch nur mit zu lesenden Dokumenten.
Um etwa 12:45 bin ich wieder zu Hause - meistens hat mein Göttergatte schon etwas für uns gekocht und das Baby hat seinen Brei im Magen. Fliegender Wechsel - ein kurzes: Wie war der Tag bis jetzt, also wann wurde das letzte Mal gewickelt, wieviel gegessen, wieviel geschlafen, wie gut gelaunt ist das Baby bis jetzt? und schon ist mein Mann zur Tür hinaus.
Meistens erst jetzt werfe ich mich in Alltagsklamotten, meist muss noch schnell gewickelt werden und gestillt. Um etwa
13:30 starten wir - je nach Wetter einen Spaziergang mit dem Kinderwagen. Vorher wird noch unser Staubsaugerroboter gestartet. Über den muss ich auch noch schreiben. Äußerst tagesabhängig schläft mein Baby dabei ein - oder auch nicht.  Spätestens um
14:30 sind wir wieder daheim. Wenn es so lausig kalt ist wie momentan auch gerne früher. Entweder das Baby schläft im Kinderwagen - ideale Zeit um sich selbst schnell mal auf die Couch zu legen bei großer Erschöpfung oder aber eine halbe Stunde bis Stunde ein bisschen in diversen Dokumenten zu lesen. Oder aber keines von beiden sondern Wäsche waschen, Küche aufräumen, Spülmaschine füllen, etc.
Spätestens um 15:30 ist das Baby wieder wach. Es wird gewickelt. Je nach Laune des Babys folgt Spielen (der große Renner ist momentan Krabbeln in allen Varianten, kombiniert mit "Ja, wo ist denn meine Kleine?" und wahlweise hinterherkrabbeln oder so tun, als ob man die Kleine nicht finden könnte). Will das Baby die Welt lieber selbst entdecken, bedeutet das wieder Zeit für den Haushalt. Was da nicht alles gemacht werden will! Dazu gehört auch viel Verwaltungskram (warum haben wir zwei Wochen nach dem Einzug noch keine Mülltonnen? Termin mit dem Kinderarzt ausmachen. Rechnungen bezahlen.) Manchmal ist das Baby aber auch anhänglich und hängt ständig an meinem Hosenbein. Und ständig heißt ständig. Das heißt auch, dass das Baby mir in die Toilette folgt (wehe ich mache die Türe zu!) und mir so nahe kommt, dass ich Bedenken habe, dass es gleich in die Kloschüssel fällt - zum Glück sitze ich da ja drauf, so dass kein Platz zum Reinfallen ist. Ich denke viele Mütter wissen, wovon ich rede - und davon, wie heikel es ist, wieder aufzustehen - man will ja schließlich erst die Hände waschen, bevor man das Baby wieder hochnimmt. Und den Toilettendeckel rechtzeitig schließen, bevor das Baby Gelegenheit hat, hineinzulangen. Hachja.
Der Nachmittag vergeht, ich biete dem Baby noch etwas zu essen an, z.B. leckeren Naturjogurth mit gepopptem Amaranth und geriebenem Apfel. Mmh. Wenn das Baby gnädig ist, isst es ein paar Löffelchen. Der größere Rest ist für mich. Auch lecker. Ums Stillen komme ich auf jeden Fall nicht herum.
Um etwa 18:30 wird nochmal gewickelt. Oft ist es jetzt schon etwas müde und quengelig und will im Manduca herumgetragen werden. Das ist inzwischen wahrlich kein Spaß mehr. Meine Schultern halten das nicht viel länger als eine halbe Stunde durch. Immerhin kann ich in dieser Zeit z.B. telefonieren.
Um etwa 19:30 decke ich den Tisch und fluche vor mich hin, wenn der Göttergatte doch erst um 20 Uhr kommt. Das Baby bekommt seinen Abendbrei und wenn mein Mann kommt, habe ich nach dem Essen noch Zeit um meine Sachen für den nächsten Tag zu packen und zu duschen. Danach ist schon wieder Zeit zum Schlafen. Das Abendwickeln und in den Schlafanzug packen macht mein Mann. So kann ich mir noch die Zähne putzen.
Und schon ist es wieder 21 Uhr und ich bin schon fast eingeschlafen bevor ich richtig im Bett liege - mit dem Baby an meiner Brust.

Tja. Wem fällt etwas auf? Richtig. Irgendwie fehlt hier die gemeinsame Zeit für uns als Paar. Zeit für Freunde sowieso, wenn man mal gelegentliche Telefonate ausnimmt. Zeit für mich? Manchmal ist das Baby gut gelaunt und lässt mich stricken, während ich neben ihr auf dem Boden sitze und sie spielt. Öfter aber werde ich dann als Berg wahrgenommen, den es zu besteigen gilt. Am Computer etwas machen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Bücher lesen? Geht auch nicht. Alles was aus Papier ist, will in den Mund gestopft werden. Immerhin geht immer wieder mal Radio bzw. Podcasts anhören. So habe ich noch ein wenig Kontakt zum Weltgeschehen. Jedenfalls so lange, bis es dem Baby einfällt, seinen Hochfrequenzschrei im Minutentakt auszustoßen. Oder mitzureden.
Nein, ich will mich nicht beschweren. Ich bin glücklich.  Natürlich ist die Zeit eines Tages begrenzt. Am Schlaf will ich nicht sparen - zumal ich nachts noch regelmäßig geweckt werde. Arbeiten will ich. Eigentlich ist das mein Hobby. Zeit für mein Baby haben steht außerhalb jeder Diskussion - auch wenn diese Zeit immer wieder von Haushaltsaufgaben durchsetzt sind. Daher diese Woche die Erstellung eines Putzplanes. Aber von dem berichte ich ein andermal.

Samstag, 1. Dezember 2012

Ein Betreuungsplatz

Nach dem letzten Disaster auf der Suche nach einer Tagesmutter war ich schon hinreichend verzweifelt, als sich tatsächlich die für U3-Betreuung zuständige Dame unserer neuen Heimatstadt bei uns meldete. Sie habe da einen Platz in einer KiTa. Zwar kein Ganztagesplatz (wir hatten aus Verzweiflung alles, was möglich war auf dem Formular angekreuzt - auch die Halbtagesplätze), aber immerhin ein Betreuungsplatz. Um genau zu sein, sogar zwei Plätze, einen in KiTa 1 und einen in KiTa 2. Konkret bedeutet das 7:30 bis 13:30 jeden Tag. Ob wir die KiTas besichtigen wollen. Natürlich wollen wir! Denn nach kurzem Herumrechnen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir auch mit einem Halbtagesplatz recht weit kommen, wenn wir wie auch jetzt schon "Schicht" fahren - nur diesmal tagesweise. Sprich, zwei Tage die Woche arbeite ich so viel wie geht und mein Göttergatte muss die Zeit von 7:30 bis 13:30 nutzen. Oder anders und wohl viel richtiger gesagt, hat er dann das Privileg die Nachmittage mit unserem süßen kleinen Baby zu verbringen (das bis dahin wohl stramm in Richtung Kleinkinddasein tappst). Zwei andere Tage die Woche bin ich dran. Und der fünfte Tag... steht noch zur Diskussion. Vielleicht wechseln wir im wöchentlichen Rhythmus? Oder spontan? Wir werden sehen. Tatsache ist, dass wir durch geschickte Studien-, Berufs- und Arbeitgeberwahl auf diese Weise mit Halbtagesplatz und nicht unerheblichem Organisationsaufwand auf die Möglichkeit einer Vollzeitberufstätigkeit bekommen. Im Grunde gefällt mir das sehr gut, so ist unser Baby nicht schon in so kleinem Alter den ganzen Tag in der KiTa. Und wir haben noch etwas mehr von ihr.
Aber zu den KiTas selbst. Wir besuchen erst KiTa Nr. 2, die durchaus in Ordnung ist (nur dass mir von der Dame, die uns begrüßt, eine Raucherfahne entgegen weht. Bei dem Thema hört meine Toleranz massiv schnell auf - soll sie doch Nikotintabletten zu sich nehmen oder sonstwas - aber Rauch stinkt einfach und gefährdet auch die Gesundheit von Nichtrauchern!) und sind dann von KiTa 1 begeistert. Die ganze Einrichtung wurde kindgerecht konzipiert, alle Kinder, zu denen wir hereinlugen dürfen machen einen entspannten und fröhlichen Eindruck. Bezeichnend finde ich aber folgendes: Sehr viele Kinder, die meinen Mann sehen, rufen "Papa!". Mich bezeichnet kein Kind als "Mama!". Liegt das daran, dass die Kinder nur mit so wenigen Männern zu tun haben, dass jeder Mann als "Papa" identifiziert wird? Oder/Und dass sie vielleicht sogar ihren eigenen Vater so selten sehen, dass sie Mann=Papa setzen? In diversen Foren höre ich immer das entsetzte "Ich könnte nie ertragen, wenn mein Kind eine andere Frau (also z.B. die KiTa-Erzieherin) Mama nennt." Ein Argument, das sowohl von Frauen, aber auch von Männern vorgetragen wird. Aber wann habe ich das letzte Mal in einem solchen Forum von einem Mann gehört "Ich könnte nie ertragen, wenn mein Kind einen fremden Mann "Papa" nennt"? Denn das scheint ja durchaus zu passieren. Warum lese ich dann nie davon? Entweder ich habe einfach nicht an den richtigen Stellen gelesen. Oder aber diese Aussage wird einfach nicht gemacht. Warum nicht? Und was sagt das über unsere Gesellschaft aus?

Samstag, 24. November 2012

Angekommen (vorerst)

Inzwischen ist der Umzug endlich vorbei. Endlich! Denn dass ich im letzten Post so geschlaucht war, hatte natürlich seine Gründe: Das Baby hat mich angesteckt mit seiner Erkältung. Muss das eigentlich sein? Bis jetzt war unser Baby ja zum Glück relativ selten krank - aber die wenigen Male hat es dann auch uns beide erwischt. Mich irgendwie immer etwas härter als meinen Göttergatten - liegt vielleicht auch daran, dass ich die Nächte noch nicht durchschlafen kann/darf. Was mir nicht viel ausmacht, wenn ich gesund bin, aber einem Genesungsprozess ist das nicht förderlich.
Trotzig und blödsinnigerweise arbeite ich von zu Hause aus - und hole mir von meinem Einarbeiter bei der Arbeit gleich einen ordentlichen Rüffel. Wenn man krank ist, solle man gar nicht arbeiten, und nicht von zu Hause aus arbeiten. Dass sei weder für mich noch für die Firma gut. Ja. Er hat natürlich recht. Ich weiß, dass es Blödsinn ist, zu arbeiten, wenn man krank ist. Das mit dem einen Gang zurück schalten muss ich noch üben. Überhaupt die Ansprüche an einen selbst. In vielen Dingen habe ich ja meine Erwartungshaltung schon heruntergeschraubt - z.B. was die Dicke der Staubschicht auf diversen Möbeln angeht. Dennoch fühle ich mich einfach mies, wenn dann die Schwiegermutter beim Helfen für den Umzug alles abwischt und sieht, wie ungeputzt alles ist. Das Thema Haushaltshilfe muss ich definitiv nochmal eröffnen - allerspätestens wenn Göttergatte und ich wieder beide Vollzeit arbeiten.
Am Umzugtag selbst wird es dann noch sehr anstrengend. Das Baby ist zu klein, um zu verstehen, was vor sich geht, aber DASS etwas vor sich geht, versteht es schon. Das kleine süße und inzwischen schon recht schwere Wesen möchte nicht von Mamas Seite weichen, schreit und heult viel. Immer wieder fasst sie sich an die Ohren - wir befürchten schon das Schlimmste. Der Schnupfen wird doch nicht in die Ohren gekrochen sein? Eine Mittelohrentzündung muss wirklich nicht sein. Aber nach ein paar Tagen Gebrüll, Fieber und wundem Po zeigen sich statt dessen Zahn Nr. 3 und 4.
Alles in allem: Umzug und ein fast einjähriges zahnendes Baby - das ist echt was für harte Nerven.

Donnerstag, 8. November 2012

Geschlaucht

Nach dem äußerst positiven letzten Post muss ich auch mal wieder jammern.
Unser Umzug ist in vollem Gange und hier steht alles voller Kisten. Das Baby übt sich daran am Hochziehen - immerhin eine hier, die die Kisten toll findet. Es zeichnet sich schon etwas Ärger mit unserem jetztigen Vermieter ab, der zwar viel Wert darauf gelegt hat, solvente Mieter zu finden, was hier im Großraum unweigerlich bedeutet, dass beide verdienen. In so eine Wohnung wie wir hier bewohnen wäre auch niemand anderes eingezogen als ein junges Ehepaar mit Kind - für extrem gut Verdiener ist die Immobilie dann doch zu alt, und wer ohne Kind braucht einen Garten und so viel Platz? Naja, wie gesagt, Schufaeinträge und Vorlage unserer Arbeitsverträge waren dem Herrn Vermieter genehm. Dass doppelte Berufstätigkeit mit Kind aber dann auch bedeutet, dass der Vorgarten vom Vorzeigevorgarten des ganzen Wohnviertels absteigt in den schnöden Durchschnitt anderer berufstätiger Menschen, die sich einen eigenen Gärtner noch nicht leisten können, war dann natürlich nicht in Ordnung. Im Grunde wollte der Vermieter einen Gärtner/Hausmeister und eine Putzfrau in seiner Wohnung - die aber Miete zahlen wie Gutverdiener. Noch rechtzeitig vor Auszug belästigt uns der gute Mann nun mit ausführlichen Listen, was er denn alles gereinigt haben möchte - am besten von einer Fachfrau, denn, mit unserem Putzergebnissen ist er offensichtlich nicht zufrieden. Den Garten hätte er gerne professionell gemacht hinterlassen. Ganz zufälligerweise hat er da einen Verwandten, der für schlappe 25 Euro pro Stunde was machen könnte...
Wie auch immer. Als wäre das nicht genug Druck, holt sich das Baby in der Krabbelgruppe einen Schnupfen und weckt mich stündlich, um schnorchelnd zu trinken. Dementsprechend platt bin ich heute auf der Arbeit, für das ich auch noch ein 4-Stunden Meeting organisiert habe. Die entsprechenden Fachleute sind sonst einfach schwierig zu greifen. So reiße ich mich also zusammen und freue mich über den fachlichen Austausch - auch wenn der teilweise darin mündet, dass mehrere Personen gleichzeitig auf mich einreden.
Am Ende des Arbeitstages fühle ich mich platt wie eine Flunder und kann kaum Handtasche mit Milchpumpe und Zubehör sowie Laptoptasche zum Auto schleppen.
Zu Hause hat Göttergatte vorbildlich wie immer Mittagessen vorbereitet bevor wir im fliegenden Wechsel die Rollen tauschen. Was habe ich für einen super Mann! Und auch das Baby hat Erbarmen. Noch etwas angeschlagen lässt es sich am Nachmittag in den Schlaf stillen wie zu guten alten Zeiten. Völlig erschöpft schlafe ich ebenfalls ein. Umgeben von Umzugkartons und mit ungewischtem Küchenboden. Wie gut das tut!

Samstag, 27. Oktober 2012

Familienfreundliches Arbeiten

Nun endlich der angekündigte Post über die neue Arbeitsstelle. Noch keinen ganzen Monat bin ich dabei und schon bin ich guter Dinge, dass ich endlich die eierlegende Wollmilchsau gefunden habe.
Die Arbeitsinhalte sind fachlich sehr anspruchsvoll und erfordern mehr Gehirnschmalz als die Inhalte meiner vorigen Arbeit. Endlich weiß ich, wozu ich studiert habe! Das ist ein gutes, wenn auch anstrengendes Gefühl!
Andererseits lassen die Arbeitsbedingungen meiner Meinung nach ein stressfreieres Arbeiten zu. Jeder teilt sich seine Zeit so ein, wie es ihm oder ihr passt, die Meetings finden alle am vormittag statt (bis auf eine bisher unrühmliche Ausnahme, die aber bereits Kopfschütteln von anderen Müttern zur Folge hatte) und eine Teilnahme ist immer auch von außerhalb, sprich, übers Internet, bzw. Telefon möglich. Ein Hoch auf Arbeitgeber mit verschiedenen Standorten, der wie selbstverständlich über eine unserer Zeit angemessene Infrastruktur bietet.
Und, ich hatte es schon angesprochen: Es gibt noch andere Mütter, teils in Teilzeit, teils von zu Hause aus arbeitend, teils in Vollzeit. Und, noch besser: Es gibt auch die Väter, die morgens grundsätzlich erst später kommen, weil sie den Nachwuchs in den Kindergarten bringen. Wie schön das ist, nicht mehr die einzige zu sein, die Termine in ihrem Kalender wegen des Nachwuchses geblockt hat! Und: Ich verspüre endlich auch mal die Gegenseite. Plötzlich hab ich selbst es mit Kollegen zu tun, die nicht immer verfügbar sind, wenn ich sie eigentlich etwas fragen wollte. Aber bis jetzt ließ sich das gut organisieren - Fragen aufschreiben und später stellen - es gibt ja genug Arbeit, die man vorziehen kann.
Von der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, habe ich bereits regen Gebrauch gemacht. Was über kurz oder lang sicher dazu führen wird, dass ich seltener bloggen werde, denn die Zeit, in der mein Baby schläft, will jetzt gut genutzt sein. Statt im Internet zu surfen, die Küche aufzuräumen oder den Kühlschrank zu plündern kann ich mich an meinen Arbeitsrechner setzen und loslegen. Ist das nicht stressiger als vorher? Finde ich persönlich nicht. Aber ein endgültiges Fazit werde ich wohl erst ziehen können, wenn noch ein wenig Zeit ins Land gegangen ist.
Ein Meeting habe ich bereits "mit Kind auf dem Schoß" absolviert (bzw. mit Baby im heimischen Büro herumkrabbelnd) - das ist allerdings nicht der Sollzustand, ließ sich aber nicht anders regeln. Es hat jedoch erstaunlich gut geklappt. Erst gegen Ende wurde das Baby recht müde und gelangweilt und quakte mit in den Telefonhörer. Die Kollegen verhielten sich professionell und freundlich - natürlich kann ich nicht sagen, was sie wirklich gedacht haben, aber ich hoffe auf Wohlwollen... und bin gespannt, was die Zukunft noch so bringt.

Samstag, 20. Oktober 2012

Tagesmütter...

Eigentlich wollte ich endlich einen Post über die neue Arbeitsstelle schreiben. Das Thema Betreuung und Tagesmütter ist aber gerade aktueller. Dazu wäre zu sagen, dass wir einen Umzug planen, um weniger Fahrtzeit weg von zu Hause zu verbringen. Die Wohnung mehr oder weniger mitten in der Pampa, die nützlich war, als ich noch bei meinem alten Arbeitgeber angestellt war, ist nun wirklich unpraktisch geworden, da wir beide jetzt in eine sehr ähnliche Richtung fahren müssen.
Eine neue Wohnung ist schon gefunden und die Betreuungssuche dementsprechend angepasst.
Im neuen Wohnort besuchen wir eine potentielle Tagesmutter, die uns vom zuständigen Tagesmütterverein vermittelt wurde.
Wir haben kaum die Wohnung betreten (die sehr sauber und schön eingerichtet ist), als uns die Tagesmutter fast schon unser Baby aus dem Arm reißt. "Kommen Sie, ich nehm die Kleine" sagt die Tagesmutter und ich kann kaum "Moment mal, erst mal ein bisschen gucken" sagen, als mein Mann sie schon etwas überrumpelt aus den Armen gegeben hat. Unsere Kleine guckt einen Moment überrascht und fängt dann - wie zu erwarten war - herzzerreissend zu brüllen an. Jetzt guckt die Tagesmutter überrascht. Hat sie das Wort "fremdeln" schon mal gehört? Ich verlange mein Baby zurück und versuche es zu beruhigen. Gleiches versucht auch die Tagesmutter. Auf jeden Fall ist sie mit Eifer dabei. "Komm", kreischt sie geradezu, "Ich zeig dir ein Pferd" und hält ein Plastikpferd vor das Gesicht meines Babys. Das Baby schreit natürlich weiter. Die Fremde soll erst mal Abstand halten! Wir gehen ins Wohnzimmer wo zum Glück genug Platz ist um ein mein Baby erstmal gucken zu lassen. Aber die Tagesmutter lässt nicht locker. Da das Pferd nicht gut angenommen wurde, kommt sie mit einem plüschigen kleinen Vogel an. "Guck mal, ich zeig dir einen Vogel" und wedelt damit mit dem Gesicht meines Babys herum. Das Baby dreht das Gesicht weg. Ich habe Erbarmen und nehme der Tagesmutter den Vogel erstmal ab und wiederhole nochmal "Wir gucken erstmal. Schön langsam und so". Die Tagesmutter setzt sich endlich uns gegenüber und das Baby beruhigt sich. Es entdeckt den Vogel und greift danach. Vorsichtshalber frage ich die Tagesmutter: "Darf sie das in den Mund nehmen". Immerhin ist mein Baby ein dreiviertel Jahr alt - da wird noch alles in den Mund gesteckt. "Ääääh, nein, lieber nicht." sagt diese. Ich lasse in Gedanken einen Stoßseufzer los. Warum zum ... gibt sie den Vogel denn dann überhaupt weiter? Ich nehme meinem Baby den Plüschvogel, dessen Kopf auf gutem Weg in den kleinen Mund ist, vorsichtig wieder ab - was natürlich erneuten Protest zur Folge hat. Die restlichen Minuten bleiben wir eigentlich nur noch aus Höflichkeit. Die Tagesmutter ist voller Elan und superhektisch. Zeigt und dies und zeigt uns das, will gar Bilder holen, die sie mit dem Handy von ihrem jetztigen Tagespflegekind gemacht hat, als sie mit ihm gespielt hat. Damit wir sehen, was sie so macht. Ob die Eltern des anderen Kindes davon wissen, dass ihr Kind fotographiert wird und wildfremden Leuten gezeigt wird?
Obwohl unser Baby inzwischen wieder ruhig auf dem Boden sitzt und mit endlich altersgerechtem Spielzeug spielt, breche ich das Ganze ab. Ich versuche der Tagesmutter behutsam beizubringen, dass das mit uns nichts wird. Sie antwortet tapfer, dass sei unsere Entscheidung, fragt aber dann natürlich trotzdem nach Gründen. Wie zu erwarten war schmettert sie meine Einwände empört ab. Sie habe schließlich eigene Kinder! Und habe auch schon mit Babys gearbeitet! Genau. Jede die selbst Kinder hat und schon mal auf die Kinder der Nachbarn aufgepasst hat ist die geborene Tagesmutter. Wir ergreifen die Flucht und ich bin froh, als wir wieder draußen sind.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Mit Baby alleine zu Hause

Nach einem ganzen Monat zu Hause bin ich dann doch froh, dass die Arbeit wieder beginnt. Nicht, dass es nicht schön ist, mit dem Baby zu Hause zu sein. Aber so langsam merke ich, wie sehr ich die fehlenden sozialen Kontakte und auch ein gewisses Maß an "intellektuellen" Aufgaben ziemlich vermisse. Mein Gehirn beginnt sich selbst zu beschäftigen - ich beginne darüber nachzudenken, was meinem Baby alles passieren könnte. Dies und das und jenes. Das Internet ist dabei nun wahrlich eine hervorragende Inspirationsquelle was seltene Krankheiten angeht. Mein Baby weist zwar nicht ein einziges Symptom auf - ist im Gegenteil quietschvergnügt und macht täglich Fortschritte. Immer besorgter warte ich jedoch jeden Tag darauf, ob eines der unzähligen Symptome auftauchen könnte. In der Krabbelgruppe mache ich mir Luft und bin beruhigt, dass es vielen genauso geht. Sie geben mir Tipps. Viel raus gehen. Nun, ich gehe ja jeden Tag spazieren. Ich könne ja nicht jeden Tag einkaufen gehen. Ich ernte Gelächter: Doch! Ich höre von Müttern, die in der Stadt herumlaufen um eine einzige Zahnpastatube zu kaufen. Auf diese Idee bin ich schlichtweg einfach noch nicht gekommen - zumal wir leider etwas abseits wohnen und ich für einen solchen Spaß jedes Mal mein Auto anschmeißen müsste. Teuer und nicht gut für die Umwelt ohnehin. Für den Preis des Bustickets bekommt man schon ein ordentliches Mittagessen - ob ich das jeden Tag ausgeben will? Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir um die Sicherheit im Bus anfange Sorgen zu machen  - im Auto der ganze Aufwand mit Babyschale und Co. - und dann im Bus einfach loses Liegen im Kinderwagen? Was, wenn der Bus dann doch mal eine richtige Vollbremsung machen muss?
Langsam fühle ich mich richtiggehend hysterisch. Paradoxerweise schaffe ich mit jedem Tag weniger - die Wohnung sieht unordentlicher aus als zu Zeiten, in denen ich arbeite.
Sobald der Abend naht, schiele ich auf die Uhr und erwarte meinen Göttergatten - und überschütte ihn mit Vorwürfen, wenn er sich um eine halbe Stunde oder gar Stunde verspätet.
Zusammengefasst: Meine Bewunderung für Mütter, die immer zu Hause sind, wächst mit jedem Tag. Und auch die Erkenntnis: Ich eigne mich dafür einfach nicht.

Natürlich habe ich hier nur die negativen Seiten aufgezählt. Es gibt natürlich auch schöne! Stunden, in denen ich mit dem Baby im Freien bin oder beobachte, wie es sich weiterentwickelt. Wunderbar! Aber wie aus der obigen Schilderung hervorgeht: Mir fehlt einfach das soziale Netz - keine Verwandten, und Freunde die auch im weiteren Umfeld wohnen arbeiten alle. Mit den Müttern, die ich kennengelernt habe, treffe ich mich zwar ein bis zweimal die Woche... aber was ist das schon gesehen auf die vielen Stunden, in denen ich alleine mit Baby bin?

So naht also der Arbeitsbeginn und als die erste Woche endet bin ich glücklich. Ich freue mich, wenn ich zur Arbeit fahre, und ich freue mich, wenn ich wieder nach Hause zu meinem Baby fahre - und genieße den Rest des Tages ohne von absurden Gedanken und Sorgen belästigt zu werden. Wie schön das ist! Ich liebe es!

Samstag, 22. September 2012

Realitätscheck

Nach 8 Monaten Mamasein ist es vielleicht angebracht, mal einen Realitätscheck durchzuführen. Was habe ich mir vor der Schwangerschaft so gedacht, und was hinterher?
Fangen wir doch gleich mal an.

1. Schwangerschaft kann man planen.
Realität: Nee, nur Nicht-schwanger-werden kann man planen. Und wenn man es darauf ankommen lässt, klappt es zum stressigsten Zeitpunkt (Erkältung plus Umzugsstress plus schlauchendes Einarbeiten in den neuen Job)
2. Etwa 3 Monate nach der Geburt arbeite ich wieder in Teilzeit.
Realität: Jaaa, zumindest das hat geklappt.
3. Wenn ich wieder arbeite, knüpfe ich nahtlos an die Zeit vor der Geburt an. 
Realität: Nein. In Teilzeit verliert man unglaublich schnell den Anschluss, vor allem wenn es sich um eine Firma handelt, in der alles über Präsenz abläuft. So schnell wie ich auf einmal nicht mehr auf dem laufenden war und auch nicht mehr reinkam... war schon frustrierend jetzt im nachhinein.
4. Ich arbeite vormittags, mein Mann nachmittags.
Realität: Das hat zumindest sehr gut geklappt
5. Bei Bedarf arbeite ich mal von zu Hause aus
Realität: Wurde von der Firma unterbunden. Mal sehen, wie es jetzt beim neuen Arbeitgeber aussieht.
6. Das Baby schläft nicht in unserem Bett. Könnte ja sein, dass ich es erdrücke oder so.
Realität: Das Baby schläft auch jetzt noch in unserem Bett. Versuche mit dem eigenen Bett werden zwar regelmäßig gemacht, scheitern aber am Gebrüll des Babys, und meiner Bequemlichkeit, was das nächtliche Stillen angeht.
7. Wenn ich nicht da bin, bekommt das Baby eben die Flasche und dann ja bald den Brei.
Realität: Erst wollte das Baby nur die Flasche und nicht die Brust, dann nur noch die Brust und nicht mehr die Flasche. Immerhin hat mein Mann es mit viiiiiel Geduld doch noch geschafft mit der Flasche. Am Brei straucheln wir gerade. Nie hätte ich gedacht, dass das so schwer wird! Hatte Bericht, in denen von Flasche verweigernden Babys die Rede ist, immer für übertrieben gehalten. Von wegen!
8. Der Papa kann sich ganz genauso gut um das Baby kümmern wie die Mama
Realität: Im Prinzip denke ich das jetzt noch - aber das Baby weiß eben doch die weiche Mamabrust mit der Milch zu schätzen. Und lässt sich dort auch am einfachsten beruhigen.
9. Das Baby kommt mit 6 Monaten in Betreuung. Später: Nagut, dann eben mit 8 Monaten. Prinzipiell: Kann doch nicht so schwer sein, eine gute Betreuung zu finden, wenn man schon in der Schwangerschaft mit Suchen anfängt.
Realität: Gute Betreuung nicht zu finden. Und: Als jetzt vor einigen Tagen ein Anruf von einer Krippe kam, dass ganz spontan ein Platz im Oktober frei geworden ist (also 10 Tage vorher Bescheid bekommen, wie stellen die sich das mit der Planung bei der Arbeit vor??) kam die Panik. Moment mal, halt! Das süße Baby weggeben, dass da vor mir auf der Decke liegt und mich anstrahlt? Platz abgesagt. Betreuungsstart auf Anfang nächsten Jahres (also nach 12 Monaten) verschoben aber noch keinen Platz gefunden.
10. Überhaupt und generell habe ich mir keine Gedanken um das Thema Stillen gemacht.
Realität: Bin überrascht, was für einen großen Stellenwert das Thema dann eingenommen hat. Angefangen von den Kämpfen bis es überhaupt geklappt hat (siehe hier), bis zu den Flaschenproblemen (siehe z.B. hier) und der Erkenntnis, dass das Baby sich beim Stillen am einfachsten beruhigen lässt. Was mich ebenfalls überrascht hat: Das mich das Thema derart emotional berührt. Nie hätte ich gedacht, dass mir das Stillen mal so wichtig wird. Das kam wirklich etwas überraschend...

Donnerstag, 6. September 2012

Der richtige Zeitpunkt

Erst vor wenigen Tagen habe ich eine recht wilde Diskussion in einem Forum mitverfolgt, in dem es darum ging, ob eine Frau im Bewerbungsgespräch ihre Schwangerschaft verschweigen darf - nicht aus rechtlicher Sicht (ja, sie darf), sondern aus "moralischer" Sicht. Überhaupt, meinten einige, warum wird man denn schwanger, wenn man weiß, dass man einen Job sucht. Das führt im Grunde ziemlich schnell auf die Frage, wann denn überhaupt der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist.
Betrachten wir das Problem doch mal aus Sicht einer Frau, die nach der Schule Studium und Promotion anhängen will. Dass das schon nur noch ein Bruchteil der Frauen überhaupt betrifft ist klar. Dass es sich dennoch lohnt, hier mal hinzusehen, zeigt die Kinderquote bei Akademikerinnen. Hier ein paar meiner ganz und gar subjektiven Überlegungen.

Alter: Um die 20.
Privat: Seien wir ehrlich: Die wenigsten Frauen sind mit 30 noch mit den Männern zusammen, mit denen sie um die 20 liiert waren. Und noch besser: Viele sind in dem Alter noch Single. Schlechte Voraussetzungen, um Kinder zu zeugen. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt sie, jene Verrückten, die ihre Jugendliebe heiraten und zusammen bleiben.
Beruf/Studium: Gerade fängt das Studium an. Für die meisten eine große Umstellung von der Schule. Die Arbeitsweise ist freier, was größere Selbstdisziplin erfordert. Oft steht der erste Auszug von zu Hause vor der Tür. Durchaus belastend. Es mangelt vorne und hinten an Geld, sofern man nicht großzügige und reiche Eltern hat. Aber: In vielen Studiengängen hat man eine gute Möglichkeit, seine Zeit einzuteilen. Je nach Studiengang variiert jedoch der Anteil der Präsenzveranstaltungen. Das kann von "fast nur" (gerade Studiengänge mit hohem Laboranteil) bis "sehr wenig" (oft geisteswissenschaftliche Studiengänge) reichen. Immerhin muss man nicht zu 100% "vor Ort" sein, sprich, wo und wann man seine Übungsblätter löst oder seine Hausarbeit schreibt, ist egal. Aber: Der inzwischen sehr verbreitete Auslandsaufenthalt wird wohl wegfallen. Auch wird man für das Studium wohl etwas länger brauchen.
Biologisch: Wohl das Optimum.
Fazit: Empfehlenswert für alle, die meinen, in dem Alter schon den Partner für's Leben gefunden zu haben, und die nötige Reife und die nötige Disziplin haben. Kinder kosten am Anfang nicht viel Geld, wenn man sich nicht scheut, auf Gebrauchtes zurückzugreifen.

Alter: Um die 25
Privat: Falls man noch mit seiner Jugendliebe zusammen ist, sollte die Beziehung jetzt gefestigt sein. Eventuell hat sie schon den ersten Härtetest eines Auslandsaufenthaltes durchgemacht. In vielen Fällen ist die Beziehung leider zerbrochen. Wer bisher Single war, hat an der Uni einige Chancen, jemanden zu finden. Ob es der richtige ist, bleibt abzuwarten.
Beruf/Studium: Der erste Abschluss ist geschafft oder nahe. Eine Promotionsstelle ist in Aussicht. Man kennt die Uni inzwischen recht gut, hat vielleicht auch schon von Studenten aus dem vorigen Abschnitt erfahren, wo die universitäre Kinderbetreuung ist und ob sie etwas taugt. Es gibt sie auch hier, Verrückte, die mit dickem Bauch oder kurz nach der Entbindung ihre letzten Prüfungen schreiben. Ich hätte das nicht geschafft, aber Respekt an alle, die es schaffen. Ideal aus meiner jetztigen Sicht: Die Promotion (sofern man nicht mit giftigen Stoffen im Labor hantieren muss). Nie mehr kann man sich seine Zeit so frei einteilen. Natürlich muss man einen Doktorvater oder eine Doktormutter haben, die nicht kinderfeindlich sind. Im Allgemeinen spricht sich aber schnell herum, wie die Einstellung der einzelnen Professoren sind. Und dann steht einem diesbezüglich nichts mehr im Weg... denn ob man die Promotion nun ein Jahr eher oder später abschließt, interessiert gerade in der Industrie in der Regel hinterher kaum noch jemand.
Biologisch: Nicht mehr ganz perfekt.
Fazit: Meiner Meinung nach eine gute Wahl, falls der richtige Partner vorhanden und das Umfeld kinderfreundlich gesinnt ist.

Alter: Um die 30
Privat: Wer jetzt noch alleine ist, hat es schwer. Die meisten Paare haben sich gefunden und viele Hochzeiten stehen an. Selbst bei Frauen, die bisher keine Kinder wollten, (natürlich nicht bei allen), schlägt der Hormonhammer zu (so bei mir).
Beruf/Studium: Die Promotion liegt in den letzten Zügen, die erste "richtige" Stelle steht an. Entweder man schiebt das Kind noch in die Promotion und braucht ein Jahr länger (so mein ursprünglicher Plan, als erstmal klar war, dass ich Kinder will). Oder man schreibt seine Dissertation mit dickem Bauch fertig und verteidigt diese noch schnell. Dann ist man allerdings nach seinem Abschluss erstmal zu Hause. Mir fehlen hier die Erfahrungswerte, werde diese aber ergänzen, sobald die Betreffenden in meinem Bekanntenkreis sich ins Berufsleben wagen. Oder aber man startet in seinen ersten Job mit der Einstellung jetzt schon keinen Eisprung mehr unversucht zu lassen. Konsequenzen: Ja, an hochgezogene Augenbrauen sollte man sich gewöhnen. Wobei ich persönlich positiv überrascht war. Meine Chefin reagiert mit einem überrascht (hysterisch?) lachenden "So früh schon" - Begeisterung sähe wahrscheinlich anders aus. Insgesamt war die Reaktion aber gelassen. Aber leider, es bleibt ja noch:
Biologisch: Langsam tickt die Uhr. Bei uns lagen zwischen Kinderwunsch und erfolgreicher Entbindung mehr als zwei Jahre. Leider klappt es eben nicht immer, und selbst wenn es klappt, kann es in den ersten 12 Wochen oft schief gehen. Spätestens dann will man wirklich nicht mehr warten aus Angst, es könnte dann doch irgendwann zu spät sein. Natürlich bekommt man heute eingeredet, dass Frau auch gut mit 40 noch schwanger werden kann. Oft klappt das auch. Oft aber auch nicht. Nicht umsonst florieren die Fertilisationskliniken.
Fazit: Wohl der frühestmögliche Zeitpunkt, wenn vorher kein Kinderwunsch vorhanden war. Karrieretechnisch schwierig - aber vielleicht doch besser als zu oft schieben...?

Alter: Weit über 30
Hier fehlen mir die Erfahrungswerte. Was ich in diversen Foren zum Thema Fruchtbarkeit gelesen habe, hat mir allerdings schon ein wenig Angst eingejagt. Und etwas anderes konnte ich beobachten, bei den älteren Müttern. Natürlich kann man nicht über einen Kamm scheren, aber mir kamen ältere Mütter um einiges besorgter und vorsichtiger vor als jüngere. Vielleicht eine Binsenweisheit, aber wer plant diese Überlegung mit ein, der meint, es sei heute ja noch viel Zeit, moderner Medizin sei Dank? Wenn ich beobachte, wie ältere Mütter bei fast jeder Gelegenheit zum Kinderarzt pilgern (da wird schon mal beobachtet, ob auch gleich viele Speckrollen an beiden Babybeinen sind) und jeder Fussel (geschweige denn Gras oder ein bisschen Erde) aus Babys Reichweite gepflückt wird... nun ja. Dann stelle ich mir das einfach noch anstrengender vor, als es ohnehin schon ist.

Soweit meine absolut subjektiven Überlegungen, die ich vielleicht in einigen Jahren schon wieder stirnrunzelnd verwerfe... Kommentare, Gegenmeinungen und Ergänzungen sind natürlich willkommen. Und was das Thema mehrere Kinder angeht... da warten wir noch ein bisschen.

Mittwoch, 5. September 2012

Freie Tage

Ich genieße die letzten freien Tage vor Beginn des neuen Jobs. Was im Grunde bedeutet, dass ich zu Hause fleißig bin und endlich mal wieder aufräume und ausmiste. Die Betten werden endlich neu bezogen, zu kleine Kinderkleider in eine Kiste gepackt und für die Verwandtschaft aufbewahrt. Wäsche, die schon länger herumliegt, wird endlich gewaschen. Weitere Bücher werden im Internet zum Verkauf angeboten und die Kiste mit auszumistenden Dingen füllt sich auf ein neues (wo kommen die Sachen nur alle her??). Ich beschließe eine ToDo-Liste anzulegen, denn schon schwinden die Tage immer schneller. Ich hoffe, meinem eigentlich vorhandenen Wunsch nach minimalistischem (haha) Leben wieder näher zu kommen, in dem ich mir bei allem überlege, ob wir das wirklich brauchen. Nur, dass es jetzt immer noch einen weiteren Faktor gibt. Zuviele Gläser? Jaa, aber wenn die Kleine größer wird, geht vielleicht das ein oder andere zu Bruch... Seit Jahren nicht gespielte Gesellschaftsspiele? Jaaa, aber mit Kind dann vielleicht doch mal... so bleibt letzten Endes doch viele stehen und wartet auf die nächste Ausmistaktion.
Die Kleine ist, seit ihr zweiter Zahn da ist, wieder ein kleiner Sonnenschein - allerdings ein mobiler. Und einer mit einem untrüglichen Gespür für kinderungeeignete Dinge. Die Steckdosen sind zwar gesichert, aber erstaunlich, wo überall Kabel hervorgeholt werden. Unvorsichtigerweise herumliegende spitze Gegenstände werden sofort entdeckt und wollen untersucht werden. Da bin ich schon wieder beruhigt, wenn nur meine inzwischen ohnehin klägliche DVD-Sammlung aus dem untersten Fach geräumt wird. Inzwischen ist das Wohnzimmer hoffentlich endgültig kindersicher... bis die Kleine den nächsten Entwicklungssprung macht und sich die Sachen von einer Ebene weiter oben holt, wo sie jetzt noch nicht herankommt. Wie sehr diese kleinen Wesen doch darauf angewiesen sind, dass die Eltern alles kindersicher machen...

Donnerstag, 30. August 2012

Letzter Arbeitstag

Auch wenn ich im Grunde in Aufbruchsstimmung bin, da der Beginn in meinem neuen Job naht - als der letzte Arbeitstag in meiner jetztigen Firma naht, bin ich doch wehmütig.
Im Grunde habe ich in den letzten Tagen nicht mehr viel zu tun, ich versuche, meine Arbeit gut dokumentiert zurückzulassen und erledige ansonsten den noch anfallenden Verwaltungskram. Eine ganze Weile hatte ich überlegt, ob ich anlässlich meines Ausstandes überhaupt noch Kaffee und Kuchen spendieren soll. Immerhin ist es nicht im eigentlichen Sinne ein Grund zu feiern. Aber schließlich mache ich es doch. So ganz sang- und klanglos will ich nicht verschwinden. Und als es soweit ist, bin ich froh, es so gemacht zu haben. Die Kollegen haben tatsächlich gesammelt und mir ein großzügiges Abschiedsgeschenk spendiert - wie auch schon das Geschenk zur Geburt meines Babys großzügig war. Ich bin gerührt - mit so etwas hatte ich jetzt nicht gerechnet. Es handelt sich schließlich nicht um einen Weggang nach langen Jahren gemeinsamer Arbeit - wirklich lange war ich ja nicht dort. Aber ich freue mich trotzdem, auch über die vielen netten Worten, die Kollegen, Chefin und Chef-Chef noch finden. Etwas amüsiert bin ich über die Diskussionen, die das Thema Telearbeit aufwirft. Der Großteil der Kollegen resümiert über den Vorteil, lang auszuschlafen und sein Frühstück mit an den Schreibtisch zu nehmen. Immerhin wird auch der fehlende Anfahrtsweg gewürdigt.
Nun, alle wünschen mir, dass es nun so läuft, wie ich mir das erhoffe. In der Tat bin ich diesbezüglich ein wenig nervös. Was, wenn ich mir etwas vormache, und auch Telearbeit keine Vorteil beim Arbeiten mit Kind bringt? Wird die neue Stelle wirklich weniger Druck und gleichzeitig spannend und herausfordernd sein? Gibt es die eierlegende Wollmilchsau?

Bevor ich das herausfinde stehen noch einige Wochen Resturlaub an - was bedeutet, dass ich viel Zeit mit meiner Kleinen verbringen werde. Ich erfreue mich an ihr. Da sie ein kleiner Sonnenschein ist, fällt das nun wahrlich nicht schwer. Nur der zweite Zahn ist wieder eine harte Prüfung. Zwei Wochen wunder Po, durcheinandergeratene Verdauung, Schwitzen und als der Zahn sich endlich seinen Weg ganz nach draußen bahnt, nächtliches Geschrei und das Bedürfnis, mehrmals in der Nacht herumgetragen zu werden. Wenn ich daran denke, wieviele Zähne noch kommen werden, gruselt es mir. Aber: Ich bin ja eine Mama, und Mamas sind stark. Nicht wahr?

Dienstag, 21. August 2012

Kündigung - Reaktionen auf der Arbeit

Meiner Chefin hatte ich es ja schon telefonisch gebeichtet, meinen Kollegen musste ich es noch erzählen - dass ich nach nur etwas mehr als einem Jahr Betriebszugehörigkeit - und davon auch noch 4 Monate wegen Mutterschutz und ähnlichem nicht anwesend - gekündigt habe. Die Reaktionen reichten von Kinnladerunterklappen und Bedauern bis hin zu eher mäßigem Interesse (bei den Kollegen, mit denen ich eher mäßig viel zu tun gehabt hatte, und die mich in ihrer 50 Stunden Woche in meiner Teilzeit von 20 Stunden pro Woche ohnehin kaum wahrnahmen).
Noch interessanter aber die Reaktion der Personalabteilung. Tatsächlich durfte ich ein Feedback-Gespräch führen, in dem ich nochmals die mangelnde Telearbeit, bzw. die 50 Stunden Präsenzkultur bemängelte. Aber da rannte ich in der Personalabteilung ja ohnehin offene Türen ein, wie ich wusste. Man gab mir noch den Hinweis, dass ich es mit meiner Abteilung besonders schlecht getroffen habe, da diese zum einen voll im Fokus des Betriebsrates stehe, zum anderen der Chef (gemeint war nicht meine Chefin, sondern deren Chef) eine höhere Stundenzahl von seinen Mitarbeitern fordere als in anderen Bereichen üblich. Naja. Was soll man da sagen.
Irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen, mich zu entschuldigen, dass es sich ja für die Firma nicht wirklich gelohnt habe, mich einzustellen. (Warum nur diese Selbstkasteiung?). Interessant die Reaktion des Personalers: Nein, nein, er bewundere ja meinen Mut, dass ich noch vor Vertragsangebot nachgefragt hatte, wie es denn mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Firma aussähe*. Das sei damals ja ausgiebig besprochen worden, firmenintern, und hätte bei anderen Bewerbern (nun ja, man muss hier wohl ganz ehrlich sagen: Bewerberinnen) zur Nichteinstellung geführt. Er persönlich sei aber sehr dafür, Frauen einzustellen, auch wenn er noch keine einzige Frau eingestellt habe, die nicht recht bald darauf schwanger geworden wäre. Aber für das Arbeitsklima sei es trotzdem ein Gewinn. Dann gehe nicht mehr so viel unter die Gürtellinie unter den Kollegen.
Was soll man dazu noch sagen? Hier erfahre ich nochmal eindeutig und aus erster Hand, dass andere Frauen, die es wagen, nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachzufragen, schlichtweg nicht eingestellt werden... es sei denn als Kompensation für männliche Aggressionen im Berufsleben. Wenn das nicht Schubladendenken in Reinstform ist. Im Stillen danke ich dem Fachkräftemangel - sonst wäre ich wohl heute noch auf Jobsuche - trotz eines 1A-Lebenslaufes mit dem jeder Mann sich alle Jobs wohl aussuchen könnte. Oder?

*Nein, von der mangelnden Telearbeit war da keine Rede. Inzwischen bin ich immerhin nicht mehr ganz so naiv wie damals und kann inzwischen "Da hat sich einiges getan" in "Da gibt es noch viel zu tun", "KiTa geplant" in "Da gibt es die nächsten Jahre nichts", "Treffen der Eltern in Elternzeit" in "Irgendwas müssen wir ja anbieten" und "Es gibt einen VPN Zugang für Dienstreisen" in "aber wehe sie versuchen den für Telearbeit zu benutzen" übersetzen.

Dienstag, 14. August 2012

Zurück auf Start

Im Grunde darf ich wirklich nicht meckern. Wie ich bereits geschrieben habe, ist mein Göttergatte nahezu einzigartig, was sein Verständnis vom Papasein angeht. Nahezu soviel Elternzeit wie ich, er übernimmt die Vormittagsschicht, ich die Nachmittagsschicht beim Baby und welcher Papa hätte so viel Geduld gehabt wie er, als es darum ging, der Kleinen wieder beizubringen, aus der Flasche zu trinken, damit ich arbeiten gehen kann?
Wie kann ich es ihm dann verwehren, seine gewohnte jährliche Tour mit seinen Kumpels zu machen? Natürlich kann ich es nicht. So verbingen ich also eine Woche meines "Urlaubs*" alleine mit Baby - unterstützt von meiner Schwiegermama und meiner Mutter, die uns nacheinander besuchen kommen. 8 Tage sind wir ohne "den Papa". Natürlich vermisse ich ihn. Unsere Kleine scheint ihn die erste Nacht auch zu vermissen. Mehrmals dreht sie sich dorthin, wo er sonst schläft. Da war doch sonst noch jemand? Und als er am ersten Tag anruft, guckt sie ganz anders als sonst, wenn das Telefon auf laut gestellt wird. Doch dann vergehen die Tage, und als Göttergatte am 8. Tag strahlend auf sein kleines Mädchen zugeht, verzieht diese den Mund, und beginnt vor Angst zu heulen. Sie fremdelt vor ihrem eigenen Papa... Nun, wir lassen ihr Zeit. Immerhin lässt sie sich im Laufe des Abends von ihm auf den Schoß nehmen. Macht sich allerdings erst etwas steif. Als er noch mit Banane ankommt, beginnt sie wieder zu heulen. Am nächsten Tag geht es schon besser, aber als sie sich bei ihren Drehversuchen ein wenig am Kopf stößt, lässt sie sich nur von Mama trösten. Uff. Am Tag darauf gehe ich wieder arbeiten. Nach wenigen Stunden erreicht mich eine verzweifelte Mail. Die Kleine wolle nicht alleine liegen und lasse sich nicht wie gewohnt in der Tragehilfe in den Schlaf wiegen. Nagut. Ich fahre eher nach Hause. Die Arbeit liegt ohnehin in den letzten Zügen, bevor ich Firma und Job wechsele. Als ich parke und zur Haustür laufe steht Göttergatte schon in der Tür. Kleinlaut. Gerade sei die Kleine eingeschlafen, vor zwei Minuten. Nagut. Göttergatte zieht sich erschöpft ins Bett zurück und ich wache neben meiner Kleinen, die friedlich auf ihrer Decke im Wohnzimmer schläft - eine geschlagene Stunde lang.
Immerhin. Am Tag darauf ist endlich wieder Normalität angesagt. Unser Baby ist wieder restlos von ihrem Papa begeistert, lässt sich von ihm trösten, beruhigen und Brei füttern. So schnell, sagt der Papa, fährt er nicht mehr so lange weg.

*wenn auch kein richtiger Urlaub sind diese Tage immerhin auch für mich erholsam - den begeisterten Omas sei Dank.

Mittwoch, 1. August 2012

Abgründe

Die zweite Woche, in der ich nicht arbeite, erst einige freie Tage, dann die Krankheit der Kleinen, dann meine eigene. Es wird eine weitere Woche folgen, in der ich Urlaub habe, da mein Göttergatte wegfährt.
An diesem Nachmittag kippt meine Stimmung, als ich bemerke, dass ich die Kleine gestillt habe, obwohl es Zeit für die mittaglichen Breiversuche ist. Es deprimiert mich. Ich fühle mich als Versagerin, so irrational das auch sein mag. Da der Brei schon warm ist, setze ich mir die Kleine auf den Schoss, und versuche sie dennoch zu füttern. Wie zu erwarten war, klappt es nur mäßig gut, schließlich hat sie gerade getrunken. Ich versuche einen weiteren Löffel voller Brei zwischen ihre Lippen zu schieben, als mich ein seltsames Gedankenpotpourri trifft. In einer einzigen Sekunde sehe ich die systemimmanente Gefahr von Situationen, in denen ein Part keine Macht hat, und der andere Part alle Macht. Das Stanford-Prison Experiment seltsam vermischt mit den überhöhten Vorstellungen einer Mutter in unserer Gesellschaft, das Milgram Experiment und die Einsamkeit einer Mutter mit ihrem ersten Kind, wenn der Mann nicht da ist und auch sonst keine Angehörigen in der Nähe leben, Abu Graib und die Aussage "Manchmal weiß ich mir einfach nicht mehr zu helfen". Ich sehe, wie ausgeliefert mir mein kleines Wesen ist, wie vollkommen meine Macht ist. Dieser ganze wirre Gedankenmischmasch dauert nur eine Sekunde. Vielleicht weniger. Er erschreckt mich zutiefst. Ich klopfe den Löffel an der Breischüssel ab und gebe ihn meiner Kleinen zum Spielen. Dann drehe ich sie so, dass ich ihr Gesicht sehen kann und sofort löst sich der Druck. Ich wische ihr den Mund mit dem Lätzchen ab und lege sie auf ihre Spieldecke. Sie strahlt und gluckst mich an. Ich atme tief durch. Schäkere ein bisschen mit ihr. Und räume dann den Esstisch auf.

Dienstag, 31. Juli 2012

Die Kündigung

Das Baby ist wieder putzmunter und erfreut meinen Göttergatten und mich mit seiner strahlenden Lebendigkeit. Wie schön ist es, Eltern zu sein!
Leider genesen wir selbst nicht ganz so schnell, Göttergatte hängt noch in den Seilen, und ich selbst bin auf einmal am ganzen Körper mit einem seltsamen Ausschlag übersät, der an den Händen und Füßen schmerzt. Der Arzt weiß den Ausschlag nicht zu deuten, Windpocken oder Masern sind es nicht, aber ich werde für den Rest der Woche krank geschrieben. Einerseits bin ich froh, fühle ich mich doch noch schlapp und müde. Andererseits verstreichen so die Tage - für die nächste Woche hatte ich mir schon vor Monaten frei genommen, und schließlich muss ich ja noch kündigen...
Das Ganze liegt mir wie ein Stein auf der Seele. Schließlich wage ich mich ans Telefon. Ist nicht schön, ich wollte das meiner Chefin von Angesicht zu Angesicht sagen, aber bevor sich die Sache noch Wochen hinzieht, oder ich mich in die Firma schleppe und meine Kollegen mit diesem seltsamen Virus anstecke, jetzt eben per Telefon.
Meine Chefin ruft mich auf meine Bitte hin zurück, als ich sie nicht erreiche. Jetzt tief durchatmen. Ich sage ihr, dass es mir leid tut, ihr das nicht persönlich sagen zu können, und rekapituliere noch mal in 5 Sekunden die Sache mit der Telearbeit. Und dass ich mich nach einem anderen Arbeitsplatz umgesehen habe und auch einen gefunden habe. Meine Chefin startet einen Rettungsversuch. Ob ich denn da schon zugesagt hätte. Sie könne vielleicht in punkto Telearbeit noch etwas bewirken, wenn sie sagt, dass sie sonst eine wertvolle Mitarbeiterin verliert. Aber was würde das bringen, denke ich mir. Jetzt ein Jahr oder zwei als Sonderregelung durch die Firma laufen? Alle Abläufe in der Firma sind darauf ausgelegt, dass die Angestellten vor Ort sind (wenn sie nicht auf Dienstreise sind). Wenn ich als einzige eine Sonderrolle einnähme, würde das auf Dauer nicht funktionieren. So sage ich das meiner Chefin auch. Was ich nicht sage ist, dass ich mich eben innerlich schon verabschiedet habe. Dass ich mich auf den Neubeginn freue. Auf kürzere Fahrtzeiten in fernerer Zukunft. Dass selbst wenn es jetzt doch klappen würde mit der Telearbeit, ich mich dieser Firma schon nicht mehr verbunden fühle.
Sie trägt es mit Fassung, wenn auch mit Bedauern. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Die schriftliche Kündigung muss ich noch nachreichen. Aber das Schwerste ist erstmal geschafft. Meine erste Kündigung liegt hinter mir.

Sonntag, 29. Juli 2012

Wenn die Eltern krank sind

Als das Fieber vorbei und eine erholsame Nacht vergangen ist (nun ja, da unser Baby wegen Hitze und Nachholbedarf  viel trinken will vielleicht nicht die erholsamste Nacht, aber kein Vergleich zu den Nächten davor), zeigt sich tatsächlich der erste Zahn. Ganz klar, dass wir begeistert sind. Andererseits graut mir: Das wird doch jetzt nicht bei jedem Zahn so eine Infektion geben? Ich hoffe, dass die anderen Zähne weniger rabiat sein werden.
Endlich geht es also unserem süßen Baby wieder besser - die Anspannung lässt nach und so fallen Göttergatte und ich dem selben Virus zum Opfer... schlapp liegen wir mit Gliederschmerzen, Schmerzen beim Schlucken, Übelkeit, Durchfall und Fieber im Bett. Kein Wunder, dass unsere Kleine so geschrien hat, das ist ein ganz fieser Virus! Zum Glück hat auch unser Baby noch etwas Schlafbedarf - das nächtliche Stillen schlaucht allerdings ganz schön, zumal das Wetter uns schwülwarme, stickige Luft beschert, die der Heilung nicht förderlich ist.
In unserem Haushalt nimmt in dieser Zeit das Chaos überhand. Schon vor dem Erkranken unserer Kleinen sah es... mmh, nicht ganz ordentlich aus, da das Putzen vom letzten Wochenende auf ein paar Tage später verschoben wurde und jetzt immer noch aussteht. Wir schleppen uns mühsam in der Wohnung herum, um wenigstens den Fruchtfliegen das Futter zu entziehen und nach zwei durchschwitzten Nächten die Bettwäsche zu wechseln. Danach sind wir schon wieder fix und fertig. Ich plädiere nicht zum ersten Mal für die Anschaffung eines Staubsaugerroboters. Wenn die nur nicht so teuer wären... Jetzt, wo unsere Kleine herausgefunden hat, wie sie von ihrer Spieldecke kugeln kann, sehe ich den Staubmäusen nicht mehr ganz so gelassen bei ihrer Vermehrung zu. Mein Antrag wird leider vorerst wieder abgelehnt und da wir beide kaum durch die Wohung schlurfen können, geschweige denn den Staubsauger schwingen, bleiben die Staubmäuse vorerst wo sie sind.
Zum Glück ist wenigstens Wochenende und wir müssen beide nicht arbeiten... mal sehen, wie es am Montag wird.

Freitag, 27. Juli 2012

Wenn das Baby krank ist

Immerhin kann ich sagen, dass ich das erste gute halbe Jahr, in der unsere Kleine überhaupt nicht krank war, sehr genossen habe und es nicht als selbstverständlich hingenommen habe. Ziemlich jede Woche habe ich mir gedacht: Gut, dass die Kleine gesund ist!
Nun, das konnte ja leider nicht ewig andauern. Glücklicherweise habe ich gerade ein paar Tage frei, als die Kleine am Nachmittag häufiger schreit als gewöhnlich. Ich denke an die Zähne, die teilweise nur noch von wenig Zahnfleisch bedeckt sind und trage sie herum. Gegen Abend bin ich platt, als mein Göttergatte heim kommt, messen wir Fieber. 38,5°C, nun wieder schieben wir es auf das Zahnen. Nach dem Wickeln erbricht sie sich. Vom vielen Schreien, denken wir erst. Wir geben ihr ein Zäpfchen, damit sie schlafen kann. Gegen vier Uhr morgens wacht sie schreiend auf. Ich wickele sie und messe Fieber - 39,4°C. Noch ein Zäpfchen. Sie schläft wieder ein paar Stunden und um 8 Uhr stehe ich mit ihr vor der Tür des Kinderarztes. Erst dort geht mir auf, dass meine Kleine nicht im Mittelpunkt jeden Lebens steht, denn da ich ohne Termin angekommen bin, werde ich erstmal wieder weggeschickt. 10 Uhr solle ich wieder kommen. Das hätte ich mir in der Tat selbst denken können. Da es 20 Minuten Fahrt sind, ärgere ich mich gehörig. Die verbleibende Zeit trage ich die Kleine herum. Um 10 Uhr sind wir wieder beim Arzt. Er spricht von einem Infekt, der gerade herumgeht. Ich denke an den letzten Babykurs... kann nur daher kommen. Außerdem bekommt die Kleine einen Urinbeutel geklebt, in den natürlich nichts hineingeht, als wir wieder daheim sind. Nun wechseln sich Erbrechen und Durchfall ab. Langsam aber sicher schmerzt mein Rücken vom Herumtragen - eigentlich bin ich ja froh, dass sie mit ihrem halben Jahr schon fast 10 kg wiegt, aber wenn man dieses Gewicht den ganzen Tag herumträgt... ein Gewicht, dass noch dazu jammert und weint, wenn man sich auch nur mal setzen möchte? Der Tag zieht sich in die Länge. Als der Urinbeutel endgültig verrutscht ist, fahre ich nochmal hin, lasse einen neuen kleben und nehme vorsichtshalber auch nochmal einen mit. Endlich ist es Abend und Göttergatte wieder daheim. Das Fieber ist auf 39,2°, mehr Zäpfchen möchte ich ihr wirklich nicht geben... wir versuchen es mit Wadenwickel. Die Nacht wird anstrengend wie schon seit vielen Monaten nicht mehr. Länger als eine halbe bis dreiviertel Stunde will die Kleine nicht schlafen, kaum wach schreit sie herzzerreissend, bis sie herumgetragen wird. Trinken möchte sie auch nichts. Sie hängt in meinen Armen wie ein Häufchen Elend und mir blutet das Herz. Stark sein, denke ich, du bist jetzt eine Mama. Aber gar nicht so leicht, wenn man hundemüde ist. Zweimal muss ich meinen Göttergatten wecken, damit er die Kleine trägt, während ich Milch abpumpe. Göttergatte liegt im Gästezimmer und hat einen beneidenswert festen Schlaf. Irgendwann ist es morgen, aber die Kleine will immer noch nicht länger als eine Stunde schlafen. Immerhin zieht sich das Fieber auf unter 39 zurück. Irgendwann rufe ich die Babyflüsterin an, sie empfiehlt mir Ferrum phosphoricum. Ich glaube nicht an Schüssler Salze und das ganze alternative Zeug. Aber: Ich bin so platt, dass ich meiner Kleinen eine aufgelöste Tablette gebe. Die Kleine schlabbert gierig, was auf dem Löffel ist. Danach trinkt sie Wasser. Dann, endlich!, trinkt sie Milch aus der Brust. Und schläft ein. Ich kann es kaum glauben. Den Rest des Tages verschlafen wir beide, am späten Nachmittag klappt endlich auch die Urinprobe und ich fahre nochmal kurz zum Arzt. Die Urinprobe ist leider nicht eindeutig (was auch immer das nun wieder heißen mag) und ich bekomme noch einen dieser Beutel mit. Immerhin ergattere ich auch noch einen Termin für den nächsten Tag. Endlich lächelt die Kleine auch wieder, wie sehr habe ich das vermisst! An die kommenden Krankheiten denke ich lieber nicht und schlafe abends wie ein Stein ein.

Dienstag, 24. Juli 2012

Entscheidung und Schwebezustand

Die Bewerbungsgespräche habe ich also hinter mich gebracht, nur zwei sind in der engeren Auswahl. Welcher würde mir wirklich liegen? Nachdem ich noch einige Nächte darüber schlafe, komme ich zu einem Entschluss. Ich wiederhole:
Stelle Nummer 1, mit sehr guten Karriereaussichten in einer Gruppe, die neu aufgebaut wird und einem männlichen Chef (mit Kind), in einem Fachgebiet, in das ich mich ausführlicher einarbeiten muss als in Stelle 2. Höchstwahrscheinlich in einem sehr männerlastigen fachlich homogenen Umfeld. Ich füge hinzu: schlechter bezahlt als Stelle 2
Oder aber Stelle 2, in der die Karriereaussichten gut aber nicht sehr gut sind, in der es aber eher wie an der Uni zuzugehen scheint und dessen Arbeitsweise mir dementsprechend vertrauter sein dürfte, mit einer weiblichen Chefin (mit Kind), und einem stärker gemischten fachlich breiter gestreuten Umfeld. Eine Stelle, die besser bezahlt ist als Stelle 1.

Und dann denke ich mir: Was spricht für Stelle 1. Sind die Karriereaussichten hier wirklich besser? Das ist doch etwas, was ich nicht beurteilen kann. Warum soll ich Stelle 1 nehmen? Spricht sie mich nur deshalb an, weil ich mir etwas beweisen will? Dass ich  mich schon wieder schnell in ein neues Themengebiet einarbeiten kann? Das weiß ich doch schon. Dass ich mit einer männerlastigen Umgebung zurechtkomme? Nichts anderes habe ich doch die letzten 4 Jahre getan, oder seien wir ehrlich: Seit den Leistungskursen in der Schule. Und: schlechter bezahlt werden als bei Stelle 2? Liegt es vielleicht daran, dass ich mich scheue, die Vorteile in Anspruch zu nehmen, die mir bei Stelle 2 geboten werden? Scheue ich mich davor, die Förderung als Mutter von einer Mutter in Anspruch zu nehmen, scheue ich mich davor, endlich fachlich das zu machen, wofür ich ausgebildet wurde? Scheue ich mich davor, besser bezahlt zu werden? Wie absurd ist das Ganze überhaupt? Wem will ich hier etwas beweisen? Und so sage ich Stelle 2 zu. Und bekomme die offizielle Emailzusage.

Die Tage darauf befinde ich mich in einem Schwebezustand - dort noch nicht angekommen, aber schon halb aufgebrochen. Es ist kein schönes Gefühl, zu einer Arbeitsstelle zu fahren, die man innerlich schon gekündigt hat, aber noch nicht offiziell, da der neue Vertrag noch in Bearbeitung ist. Ich tue, was ich sonst nie auf Arbeit tue. Gucke auf mein privates Smartphone, surfe im Internet. Mache nur noch die Arbeit, die mir Spaß macht, kaufe ganz in Ruhe und ohne Eile beim Bäcker auf dem Betriebsgelände ein. Hetze nicht auf dem Weg zum Milchabpumpen. Ich fühle mich seltsam halb schon nicht mehr zugehörig. Tausendmal denke ich das Kündigungsgespräch durch.  Ich kann es kaum erwarten, den Vertrag auf dem Tisch zu haben und mich zu verabschieden. Dieser Schwebezustand ist nicht schön und ich frage mich, wie das Mitarbeiter aushalten, die innerlich schon gekündigt haben, ohne aber wirklich wechseln zu können. Hoffentlich muss ich das nie herausfinden. So übe ich mich denn in Geduld.

Dienstag, 10. Juli 2012

Betreuung - ein Trauerspiel

Nachdem klar war, dass wir für eine Kinderfrau schlichtweg zu arm sind, waren wir bereits fleißig auf der Suche nach einer Tagesmutter. Nun war ich ja der Meinung, es ganz besonders frühzeitig angefangen zu haben, indem ich bereits während meiner Schwangerschaft beim Tagesmütterverein war und mich habe beraten lassen. Wie abgesprochen schickte ich kurz nach der Geburt meiner Kleinen das ausgefüllte Formular dorthin. Wie bereits berichtet, war das Ergebnis überaus dürftig. Das Kindernest, das wir in Aussicht hatten, hat uns abgesagt. Beim Tagesmütterverein hatte ich inzwischen schon Dutzende Male angerufen - ohne Erfolg. Hieß es am Anfang noch, das ganze sei ja kein Problem, war jetzt auf einmal die Rede davon, dass die Kleine halt doch noch sehr klein sei. Eine Tagesmutter fand sich bis jetzt nicht.
Nachdem ich die letzten Wochen mit Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen beschäftigt war, habe ich das Thema zugegebenermaßen auch schleifen lassen. Um heute einen neuen Höhepunkt der Frustration zu erleben. Nachdem ich im Tagesmütterverein weiterhin nicht voran komme, telefoniere ich kurzerhand alle KiTas in Reichweite ab. Es sind 19 Stück. Nicht eine einzige davon macht mir auch nur im Entferntesten Hoffnung. 80 Bewerbungen auf 20 Plätze hier. 150 Kinder auf der Warteliste da. Spontan möchte ich Frau Schröder in die Finger bekommen und sie windelweich prügeln. Aber noch mehr möchte ich mich selber weich klopfen. Warum war ich nur so naiv und habe mich auf das "Das kriegen wir schon hin" dieser Tante aus dem Tagesmütterverein verlassen? Wie blöd kann man sein? Und nun? Ich drucke die Formulare aus und beginne mit dem Ausfüllen. Auch wenn wir wohl jetzt keine Chance mehr auf einen Platz haben - werden wir wenigstens in der Warteschleife versauern.
Und was machen wir, wenn unsere Vollzeit ansteht und wir keine Lösung gefunden haben? Ich mag gar nicht daran denken. Wer Tipps hat, die sind hier dringend von Nöten!

Freitag, 6. Juli 2012

Bewerbungsgespräche 2

Nach den ersten beiden Bewerbungsgesprächen bei der Firma, die mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie warb, stand noch ein drittes bei selbiger Firma an. Inzwischen war mir das Gelände fast schon vertraut. Diese Stelle war im Grunde vorher schon auf dem letzten Platz meiner Wunschliste und das Gespräch bestätigte dieses Gefühl. Fachlich interessant, aber nicht superinteressant. Was ja durch ein tolles Arbeitsumfeld eventuell ausgeglichen werden kann. Aber kann man sich vorstellen, ein 90-minütiges Gespräch mit seinem zukünftigen Chef zu führen, in dem kein Lächeln, keine ironische Bemerkung, kein Scherz fällt? So jemand bierernsten habe ich noch nie erlebt. Zudem dann meine Fragen nach Möglichkeiten zur Telearbeit. Hier ganz, ganz deutliche Reserviertheit - in Ausnahmefällen möglich aber nicht öfter als ein bis zweimal pro Monat. Ein Blick ins Großraumbüro zeigt: Eine Menge ebenso bierernster Männer - alle deutlich älter als ich. Keinen freundlichen Blick - wie fühlt sich nur der Mitarbeiter, mit dem ich das erste Vorgespräch hatte, und der so sympathisch war, hier wohl?
Ich denke noch den ganzen Abend darüber nach und komme am nächsten Morgen zum Schluss: Nicht vom Regen in die Traufe kommen. Bevor ich diesen Job annehme, bleibe ich lieber wo ich bin.
Ein weiteres Gespräch steht an - diesmal ein Telefoninterview bei einer weiteren Firma. Diese wirbt zwar nicht ausdrücklich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ich kenne jedoch jemanden, der dort arbeitet und weiß, dass es dort gut möglich ist. Das Gespräch läuft sehr gut - doch dann: Aufgrund von internen Veränderungen stehe die Stelle so, wie ich sie gefunden hatte, nicht mehr zur Verfügung. Man arbeite daran, aber das werde wohl noch Monate dauern. Man müsse mir der Fairness halber daher raten, eventuell andere Angebote anzunehmen. Man fände meinen Lebenslauf und auch das Gespräch so interessant, dass ich, wenn sich meine berufliche Situation erneut ändern würde, über eine erneute Bewerbung sehr freuen würde. Aha. Als ich das meinem Bekannten erzähle, flucht der. Kein Wunder, dass es immer so lange dauere, bis Stellen besetzt werden! Und deshalb war die Stelle auch nicht im Intranet zu finden. Ich kann nur seufzen. Natürlich hatte ich vor meiner Bewerbung bei der Personalabteilung angerufen und gefragt, ob die Stellenanzeige aktuell sei. War sie wohl trotz gegenteiliger Behauptung schon damals nicht mehr, denn sie findet sich auch jetzt noch darin...

Sonntag, 1. Juli 2012

Bewerbungsgespräche 1

So, inzwischen sind die ersten beiden Bewerbungsgespräche bei der Firma, die ganz ausdrücklich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirbt, vorbei. Habe zwar noch keine eindeutige Rückmeldung, ob sie mich haben wollen, aber man kann ja trotzdem schon mal berichten und spekulieren.
Gespräch 1 bezog sich auf eine Stelle von dem netten Herren, der mir die flexiblen Arbeitszeiten erklärt hatte, und meinte, wenn Frauen Karriere machen wollten, sollten sie es auch zeigen. Es handelt sich um eine Stelle, die angeblich großes Potential birgt, da sie zu einem Projekt gehört, auf das der Vorstand ein Auge hat. Will man Karriere machen, so hieß es, sei man hier richtig. Beim Gespräch waren gleich drei Herren, eben besagter eventuell zukünftiger Chef, dessen Chef und ein Personaler. Im Grunde lief das Gespräch recht gut, ein paar fachliche Dinge, ein paar überfachliche, und eine Beschreibung meinerseits und dessen, was ich jetzt gerade beruflich machte. Auch hier wieder große Verwunderung, als ich erwähnen musste, dass mir die Telearbeit vom Betriebsrat verboten wurde. Bis jetzt habe ich noch niemanden gefunden, der das nachvollziehen kann.
Nun, haarig wurde es beim Thema Gehalt. Gefragt, ob ich mir zum Thema Gehalt schon Gedanken gemacht habe, sagte ich mal forsch meine Forderung. Dabei war ich davon ausgegangen, dass ich schon ganz gerne mehr verdienen würde als jetzt. Und dass ich ja schließlich jetzt Berufserfahrung habe. Und überhaupt: Ich wollte auf keinen Fall zu den Frauen gehören, die beim Thema Gehalt zu niedrig greifen und sich dann anhören müssen, sie seien ja selbst schuld daran, wenn sie weniger verdienen. Leider scheint das nicht so recht zu klappen. Der Personaler setzt mir ausführlich auseinander, dass ich soviel nicht bekommen kann. Ich gelte in dieser Firma als Berufsanfänger, da mein momentantes Aufgabengebiet anders sei und ich nicht belegen konnte, dass ich in ausreichendem Maße eigenverantwortlich arbeite. Aus Sicht seiner Firma habe ich bisher ein besseres Praktikum gemacht. Und das habe nichts mit Gehalt drücken wollen zu tun. Oder habe ich noch etwas hinzuzufügen? Autsch. Das tut weh. Ich überlege. Leider ist es tatsächlich so, dass ich in meiner momentanen Funktion keine Eigenverantwortung habe. Etwas, das mir noch nicht negativ aufgefallen ist, da ich ja auf ein eigenes Projekt hinarbeite. Und dieses ja auch schon in Aussicht ist. Nur: Bis jetzt eben habe ich noch keine Entscheidung fällen müssen, die das gesamte Projekt hätte gefährden können.
Auf meine Frage, welche Größenordnung denn dann dem Personaler vorschwebe, weicht dieser aus. Da müsse er erst in seinen Tabellen nachsehen. Gut. Was soll man da machen. Ich lasse das Thema erst mal auf sich beruhen und wir fahren im Gespräch fort. Schließlich werde ich hinaus begleitet von meinem eventuell zukünftigen Chef. Er meint, ich sei da jetzt wohl kalt geduscht worden und er finde mich aber trotzdem gut. Verwirrt fahre ich nach Hause. Heißt trotzdem, trotzdem wie in "das war wohl nichts" oder trotzdem wie in "auch wenn die Gehaltsfrage nicht zu Ihrer Zufriedenheit läuft"...? Ich muss mich wohl in Geduld üben. Nicht gerade eine meiner Stärken.
Das nächste Gespräch findet mit besagter Mutter statt, die mir mitgeteilt hatte, sie als Mutter würde mich als Mutter gerne unterstützen. Ein Personaler ist diesmal nicht anwesend. Wir unterhalten uns, im Grunde läuft es ähnlich wie bei Gespräch 1. Nur, dass ich hier mehr über den Inhalt erfahre und über Projekte, die folgen könnten. Auch hier scheinen die Chancen gut - falls nicht eine Sparmaßnahme ansteht. Ganz klar, hier liegt nicht das Auge des Vorstandes auf dem Projekt. Ein paar Mal reden außerdem meine eventuell zukünftige Chefin und ich aneinander vorbei. Insgesamt läuft es aber gut und ich verlasse das Gespräch mit einem guten Gefühl. Das Gehalt wäre allerdings so hoch, wie die Personalabteilung es einstuft, wobei mir mitgeteilt wird, dass es dann an meiner Chefin läge, es im Laufe der Zeit so weit aufzustocken, wie es die Stelle vorsieht - und die sieht genug vor. Meines Wissens ist das jedoch auch bei der anderen Stelle der Fall - nur, dass es dort keiner erwähnt hat.
Nun also die Preisfrage. Angenommen, ich habe auf beide Stellen eine Chance. Welche nehmen? Und: es folgen ja noch zwei weitere Gespräche, eines davon jedoch bei einer anderen Firma. Ich kann nachts kaum schlafen, so sehr grübele ich nach. Und noch warte ich auf die Erleuchtung. Stelle Nummer eins, mit sehr guten Karriereaussichten in einer Gruppe, die neu aufgebaut wird und einem männlichen Chef (mit Kind), in einem Fachgebiet, in das ich mich ausführlicher einarbeiten muss als in Stelle 2? Höchstwahrscheinlich in einem sehr männerlastigen fachlich homogenen Umfeld?
Oder aber Stelle 2, in der die Karriereaussichten gut aber nicht sehr gut sind, in der es aber eher wie an der Uni zuzugehen scheint und dessen Arbeitsweise mir dementsprechend vertrauter sein dürfte, mit einer weiblichen Chefin (mit Kind), und einem stärker gemischten fachlich breiter gestreuten Umfeld?
Vielleicht nochmal drüber schlafen. Oder hat jemand Tipps?

Freitag, 22. Juni 2012

WHB - der Göttergatte

Es ist nicht möglich, gegen den Willen des Partners Karriere zu machen. (Und es gibt sie ja noch, die Männer, die meinen, ihre Kinder bräuchten vor allem und ausschließlich die Mutter. Die gegen eine externe Betreuung sind und der Meinung, zwei Elternmonate seien genau das richtige um die zusätzliche Förderung des Staates abzugrasen und in der Zeit an ihrem Auto zu schrauben, oder mal so richtig auszuschlafen, während die Kleinen natürlich weiterhin bei der Mutter sind. Die meinen, Frauen die arbeiten, obwohl der Mann die Miete zahlen kann, sind egoistische Selbstverwirklicherinnen, Emanzen, die auf Kosten ihrer Kinder handeln.)
Ordnet man die Dinge, die ich brauche, nach ihrer Wichtigkeit, so ist mein Mann wohl das allerwichtigste. Ich lasse in diesem Artikel dabei mal ganz außen vor, dass ich meinen Mann natürlich brauche, weil ich ihn liebe und er mit meinem Baby der wichtigste Mensch auf der Welt ist. Er ist die einzige Person, vor der ich keine Geheimnisse habe und der ich ohne alle Bedenken vertraue.
Aber in diesem Post geht es um mehr. Mein Mann unterstützt mich in meinem Wunsch, zu arbeiten. Er sieht, dass ich gerne arbeite und er stellt seine Arbeit nicht über die meine. Er wickelt (an so manchem Tag öfter als ich), gibt die Flasche (gegen alle Widerstände), tröstet und bespaßt die Kleine wie ein Papa aus dem Bilderbuch. Wenn ich die beiden zusammen sehe, bin ich glücklich. Ich sehe wie wohl sich mein Baby bei ihm fühlt. Er arbeitet in gerade in Teilzeit wie ich, ganz selbstverständlich, wir haben die Elternzeit zwar nicht ganz zur Hälfte aufgeteilt, sondern nur fast (8:6), aber es fühlt sich ausgewogen an.Wenn er nach Hause kommt, sagt er nicht: Ich habe gearbeitet, ich brauche jetzt meine Ruhe, sondern er nimmt das Baby und lässt mich den Kopf frei bekommen.
Den Haushalt haben wir relativ ausgewogen aufgeteilt. Und ja, ich gebe es zu: Wir führen darüber eine Strichliste. Seitdem wir diese Liste haben, streiten wir kaum noch über den Haushalt, und tatsächlich sieht die Sache gerecht aus. Natürlich geht nicht alles nach meiner Nase. Wir haben unterschiedliche Toleranzgrenzen in unterschiedlichen Bereichen und müssen beide mal ordentlich durchatmen und den anderen machen lassen. Klappt nicht immer. Aber ich bin glücklich. Ich wüsste nicht, wie ich es schaffen könnte, ein Kind ohne meinen Mann zu erziehen. Ob nun mit oder ohne Beruf.
Aber es gibt auch Unterschiede: Vieles sieht mein Mann lockerer. Die Betreuung zum Beispiel. Ich grübele, ob die Kleine nicht zu klein ist in einigen Monaten. Er dagegen ist optimistisch: Sie ist doch jetzt schon so groß! Das schafft sie schon! Vielleicht ist es ja gut, dass wir uns in dieser Hinsicht ergänzen. Da bleibt die Rollenverteilung konservativ. Die Mama als die, die sich Sorgen macht, grübelt und sich ängstigt. Der Papa als Optimist, der Vertrauen in die Kleine hat.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Jobevent

Da bin ich also - auf der Suche nach dem perfekten Job, der es ermöglicht, Kind und Karriere zu vereinbaren. Obwohl in meinem jetzigen Job vieles sehr gut läuft, fehlt mir die von unserem Betriebsrat untersagte Möglichkeit, flexibel auch von zu Hause aus zu arbeiten.
So stehe ich also auf dem Firmengelände eines großen Unternehmens, das massiv damit wirbt, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Mit mir mehr Mitbewerber als ich zählen kann. Und mein Göttergatte, der in der Zeit, in der ich wie in einem Speeddating mehrere kurze Gespräche mit Mitarbeitern aus den Fachabteilungen führen werde, unser Baby bespaßen darf.
Gespräch Nummer 1. Wir beginnen mit einer Erläuterung der Stellenanzeige. Ich werfe immer wieder Verständnisfragen und Anmerkungen ein, um zu zeigen, dass ich zuhöre und auch das meiste verstehe. Es läuft ziemlich gut. Gegen Ende wird es persönlicher. Mein Gesprächspartner arbeitet auch gelegentlich von zu Hause aus, ist Papa und hat 3 Monate Elternzeit genommen. Wenn er davon spricht, strahlen seine Augen. Wir sind uns sympathisch, er kündigt einen Anruf in der nächsten Woche an, um mich zu einem richtigen Bewerbungsgespräch einzuladen.
Gespräch Nummer 2. Es handelt sich um den Herren, der am Vortag über die Frauenquote geschimpft hat. Er stellt mir zwei mögliche Stellen vor und preist diese an. Wenn man Karriere machen wolle, sei man hier richtig, da die Geschäftsführung ein Auge auf besagtes Projekt geworfen habe. Die Chancen zum Aufstieg seien hier gut. Dann platzt es aus ihm heraus: Ob er mir ein Feedback zu meinem Lebenslauf geben dürfe. Verwirrt stimme ich zu. Und fange mir einen Rüffel ein, wie ich denn mit meinen Noten einen solchen Lebenslauf schreiben könne. Er weist auf den letzten Absatz, meine momentane Tätigkeitsbeschreibung. Ich sehe ein, was er meint. Ich bin mal wieder in die Falle getappt, die angeblich viele Frauen begehen (wobei es meiner Meinung nach ein typischer Fehler eines MINT-Absolventen ist): ich habe mein Lichtlein unter den Scheffel gestellt. Um nicht zu sagen in einem dunklen Keller unter den Scheffel gestellt, damit es auch ja keiner sieht. Nun ja, fährt er fort, er habe mich ja trotzdem angerufen, und er werde auch jetzt gleich einen Termin für ein richtiges Bewerbungsgespräch mit mir vereinbaren. Gesagt, getan, hier ist Energie! Ich erinner mich an das Gespräch vom Vortag. Auch hier ein Papa. Er mache jeden Donnerstag schon am Nachmittag Schluss, um seinen Sprössling von der KiTa abzuholen, hat er gesagt. Meeting ist immer an einem festen Tag der Woche vormittags. Flexibles Arbeiten sei gar kein Problem. Ich bin gespannt auf das Bewerbungsgespräch.
Gespräch Nummer 3. Wieder werden mir zwei Stellen vorgestellt. Fachlich gesehen starke Überschneidungen mit Gespräch 1. Als ich die Telearbeit anspreche, wird mein Gegenüber vorsichtig. Vom Alter her auch sicher kein Papa mehr, der seine Kinder von der KiTa abholen muss. Eher einer, der zur Abiturfeier fahren muss. Mehr als ein bis zwei Tage von zu Hause seien aber schwierig meint er. Ich jubele innerlich. Mehr will ich doch gar nicht! Im Gegenteil! Ich versichere ihm selbiges. Er übergibt mich an seine Kollegin, die dann meine Vorgesetzte wäre. Sie ist Mama, sehr angetan und verspricht einen Rückruf. Insgesamt stufe ich meine Chancen hier nicht ganz so gut ein. Aber ich werde eines besseren belehrt: schon am nächsten Tag ruft sie mich an und betont, dass sie als Mutter mich als Mutter gerne unterstützen würde. Und einstellen. Wir vereinbaren einen Termin für ein Bewerbungsgespräch.

Ja, so sieht es aus. Zwei Bewerbungsgespräche fix. Eines davon mit einer Mama. Bin ich im Paradies gelandet? Und was mache ich, wenn mir hier unversehens doch noch die Türe vor der Nase zugeschlagen wird, wo ich mir bereits traumhafte Rahmenbedingungen verspreche? Sind diese Versprechen überhaupt zu halten? Werde ich die Bewerbungsgespräche bestehen? Es bleibt spannend.

Samstag, 16. Juni 2012

Frauenförderung

Umstritten und zumindest in den Medien omnipräsent: Frauenförderung.
Was wird da nicht alles getönt, von wegen was Firmen alles täten, um ihre Frauen zu stärken und zu fördern. Oft genug handelt es sich dabei jedoch um folgenlose Beteuerungen, wie auch der Ruf nach technischen Fachkräften (wenn es so wenig davon gibt, warum steigen dann die Gehälter dermaßen langsam an, fragt man sich bei letzterem - immerhin scheint hier langsam Besserung in Sicht zu sein).
Ich selbst hatte zum Thema Frauenförderung lange eine feste Meinung: Brauche ich nicht! Den Girls Day gab es zu meinen Schulzeiten noch nicht - ich bin trotzdem in einer Männerdomäne gelandet. Als Frau habe ich mich während meiner Studien-, Promotions- und Arbeitszeit nie benachteiligt gefühlt.
Und jetzt als Mutter? Nun muss ich einsehen, dass ich doch Ansprüche an meinen Arbeitgeber stellen muss, die mir vorher fremd waren. Und: Ich bin überzeugt, dass es auch Vätern, die mehr sein wollen als der Spätabends- und Wochenendpapa so geht. Wichtigstes Beispiel: Während ich früher kein Problem mit Überstunden vor Ort hatte, brauche ich jetzt einfach die Möglichkeit der Telearbeit. Ich beneide meinen Mann, der abends mal eben seinen Laptop auspackt um noch ein wenig zu arbeiten oder sich mittags in eine Telefonkonferenz einzuwählen, während ich mit der Kleinen spazieren bin.
Nun erfuhr ich vor einiger Zeit von einem Jobevent eines größeren Unternehmens, an das auch eine Veranstaltung nur für Frauen gekoppelt ist. Ich überlege ein wenig. Ein Elternevent wäre passender, da es ein solches aber nicht gibt, melde ich mich kurzentschlossen an. Man kann schließlich besser urteilen, wenn man selbst mal dabei war.
Und: Ich bin positiv überrascht. Ein Mitarbeiter erzählt lang und breit von den Möglichkeiten der Telearbeit, der flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeit etc. Er spricht von Müttern und Vätern. Er wettert auch etwas gegen Frauenquoten (ganz in meinem Sinne), da diese es den Frauen nur schwer machen. Wenn Frauen Karriere machen wollen, dann sollen sie es auch zeigen, sagt er. Sehr schön! Ich will! Ich brauche nur die Rahmenbedingungen! Die scheint es dort zu geben.
Im darauf folgenden Jobevent (für beide Geschlechter) habe ich einige kurze Interviews mit verschiedenen Fach- und Führungskräften. Und wie es mir dabei erging, und ob daraus Einladungen zu einem Bewerbungsgespräch resultieren, erfahrt ihr im nächsten Post.

Dienstag, 12. Juni 2012

WHB: Was Hannah braucht, um Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Teil 1: Die Milchpumpe

Um ab und zu auch mal etwas nützliches zu schreiben, möchte ich unter dem Label "WHB - Was Hannah braucht" zusammenstellen, was man alles braucht, um Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Dabei sind sowohl schlichte Kaufempfehlungen, als auch fördernde Umstände gemeint. Ich bin da mal schamlos subjektiv, daher auch der Titel der Reihe.

Der Einfachheit halber beginne ich mit einem Produkt, nämlich meiner Milchpumpe. Entfällt natürlich für alle, die abgestillt haben oder nie mit Stillen angefangen haben.
Vom Stillen hatte ich vorher keine Ahnung, allerdings hatte ich mal gehört, dass es Handpumpen und elektrische Pumpen gibt. Da ich schon in der Schwangerschaft wusste, dass ich wohl mal regelmäßig abpumpen würde, habe ich mir eine elektrisch gekauft. Vom hohen Preis einer Doppelpumpe jedoch abgeschreckt machte ich einen entscheidenden Fehler: Ich kaufte eine Einfachpumpe, die Swing von Medela. Ich dachte mir, dass es auf die Viertelstunde nun auch nicht ankommt, wenn ich einmal am Tag abpumpe. Dieser Gedanke war falsch.
Ist das Baby erst einmal da, und ist man wieder im Beruf, ist jede einzelne Minute kostbar. Von daher hat es nicht lange gedauert, und ich habe die Einfachpumpe wieder verkauft und mir dir Medela Freestyle gekauft. Ich kann nur sagen, dass sie jeden Cent wert ist (und das sind eine Menge - ich habe knapp 300 Euro dafür ausgegeben). Dafür ist auch einiges an Zubehör dabei, das sich als sehr nützlich erwiesen hat. Zum einen vier Milchflaschen und eine dazu passende Kühltasche mit Kühlelement. Ich kann nur sagen, dass das eine geniale Erfindung ist. Selbst wenn unser Abteilungskühlschrank belegt ist und auch, wenn es 30° C im Schatten hat, bekomme ich so meine Muttermilch gut gekühlt nach Hause und kann sie dann sogar noch guten Gewissens einfrieren. Die Pumpe selbst ist leicht, leistungsstark und leise - der Akku hält bei mir jetzt schon mehr als einen Arbeitsmonat mit 4 Mal abpumpen die Woche durch. Das Pumpset ist gut auseinanderzubauen und zu reinigen, und zudem stabiler als das Pumpset der Swing. Kleiner Wermutstropfen: Für das Pumpset selbst gibt es keinen Behälter, ich wickele es nach dem Sterilisieren in ein frisches Küchenhandtuch.
Zudem gibt es noch ein Brustgeschirr, für alle, die beim Pumpen die Hände frei brauchen. Die Pumpe selbst lässt sich an einem Gurt um den Bauch befestigen. Ich gebe zu, dass ich mich damit noch nicht angefreundet habe. Wahrscheinlich aber nützlich, wenn man bereits bei Kind Nr. 2 angelangt ist.
Und zu guter letzt: Eine Tragetasche, in die alles genannte verstaut werden kann, und in die sogar noch mein Blackberry passt... dezent genug um nicht als Milchpumpentasche aufzufallen, geräumig genug für Pumpe und Zubehör.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Betreuungsgeld

Sich mit dem Thema Kind und Karriere zu beschäftigen heißt natürlich auch, sich mit Politik zu beschäftigen. Es ist nahezu unmöglich, heutzutage am Thema Betreuungsgeld vorbeizukommen, wenn man selbst Kinder unter drei Jahren hat und sich über deren Betreuung Gedanken macht.
Natürlich wurde hierzu schon mehr als genug geschrieben. Ich selbst lese mir diverse Artikel und Kommentare dazu durch. Erschreckend finde ich die Schwarz-Weiß-Malerei, die sich in so gut wie allen Leserkommentaren wiederfinden lässt.

Auf der einen Seite ist es ganz klar der Untergang des Abendlandes, dass es nun überhaupt so etwas wie KiTas gibt. Die Rolle der Mutter wird herabgewürdigt, wir bekommen Verhältnisse wie in der DDR, die Kinder verkrüpeln emotional, und überhaupt ist es doch überhaupt keine Frage: Was sollte den Müttern wichtiger sein? Ihr Kind oder ihre Karriere? Muss man da überhaupt fragen? Na also! Dann bleibt mal schön zu Hause, werte Mamas! Denn natürlich geht ein Fernbleiben der Mutter von ihrem Kind über einen Zeitraum der länger ist als ein Gang auf die Toilette zu Lasten des Kindes. Überhaupt, die Kinder sind diejenigen, die hier leiden und deren Interessen nicht berücksichtigt werden, statt dessen stellen Mütter, die arbeiten ihre egoistischen Selbstverwirklichungsspleens über das Wohl ihrer Kinder.

Auf der anderen Seite kann ein Kind wohl nur gedeihen, wenn es möglichst bald in eine KiTa kommt, zu Hause versauert es nur, Eltern und Müttern im Besonderen wird das Geld ohnehin nur zugeschaufelt, wir leben in einem Umverteilungsstaat und so weiter. Wer gegen KiTas ist, hat das Wohl der Kinder nicht im Blick, und gerade Kinder von Migrantenfamilien haben ohne KiTa keine Chance Deutsch zu lernen, werden garantiert H4-Empfänger und gehen intellektuell und emotional jämmerlich ein, während ihre Eltern jeden zusätzlichen Cent in den großen neuen Flachbildfernseher stecken.

Ich finde es erschreckend und anmaßend, wie beide Seiten der Meinung sind, nur ihr eigenes Weltbild sei das allein seligmachende. Auf die Individualität jeder einzelnen Familie wird keine Rücksicht genommen.
Aus meiner eigenen Sicht sieht es so aus:
Ein wesentlicher (zumindest offizieller) Punkt mit dem das Betreuungsgeld begründet wird, ist die Wahlfreiheit. Eine Familie soll nicht den Eindruck bekommen, dass es keine Alternative zur KiTa gibt. Schön, aber: Das widerspricht meinen Erfahrungen, denn: es gibt schlicht und einfach nicht genug angemessene Betreuungsplätze. Wir suchen ja nun schon seit Monaten, das Kindernest, welches wir besucht haben, hat uns abgesagt, und eine geeignete Tagesmutter haben wir ebenfalls noch nicht gefunden. Wo ist denn die Wahlfreiheit, wenn man schlicht keine Betreuungsmöglichkeit findet? (Und hier liegt wohl auch der eigentliche Grund für die Einführung des Betreuungsgeldes)
Punkt zwei: Ich halte es für bedenklich, wenn der Staat anfängt für etwas zu zahlen, das man nicht in Anspruch nimmt. Wo ist das Kulturbanausengeld für alle, die nicht in die subventionierten Kultureinrichtungen gehen? Wo ist das Zuhausebleibergeld für alle, die die Autobahnen nicht nutzen? Wo ist das Ohnekindergeld, für alle, die keine Kinder haben und diese somit weder in einen Kindergarten, noch in die Schule schicken können?
Punkt drei: Die Höhe des Betreuungsgeldes ist doch einfach lächerlich. Wie mit der Gießkanne wird dieses Geld an alle gezahlt, ob sie es nötig haben oder nicht, ob es in dieser Höhe nun überhaupt einen Anreiz setzt oder nicht. In meinem Fall würde ich sagen: Sprechen wir über die 20-fache Höhe und ich ziehe in Erwägung, zu Hause zu bleiben. Denn zum Einen muss ich ja dann selbst für's Alter vorsorgen und zum anderen arbeite ich nicht nur wegen des Geldes. Erst ab einer 20-fachen Höhe würde ich überlegen, ob das Geld nicht die Nachteile aufwiegt, die ich habe, wenn ich zu Hause bleibe.

Das ist meine Meinung, wie ich sie mir bis jetzt gebildet habe. Ich habe aber kein Problem damit, hinzuzulernen und mir andere Ansichten anzuhören. Daher meine Frage:
Was meint ihr?

Mittwoch, 6. Juni 2012

Wohin geht die Reise?

Ich arbeite noch gar nicht so lange wieder, dennoch war mal wieder Zeit für ein Mitarbeitergespräch. Und mal wieder muss ich meine Chefin loben, sie zeigte Verständnis dafür, dass ich wohl doch noch bis Ende des Jahres in Teilzeit bleiben möchte und traut mir dennoch zu, so langsam mehr und mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch auf dem Gehaltszettel steht wieder etwas mehr, was mich natürlich sehr freut.
Ich nutze die Gelegenheit um nochmal offiziell meinen Unmut über die Regelung, dass keine Arbeit von zu Hause aus möglich ist, zu äußern. Nun, hier renne ich offene Türen ein, das war mir im Grunde schon vorher klar. Ich möchte es aber dennoch erwähnt haben.
Aus dem Gespräch entlassen fühle ich mich zwiespältig. Ich sehe die Chancen, die ich in dieser Firma habe und schätze mich sehr glücklich eine Chefin zu haben, die mich so fördert. Nicht zuletzt ist das Team, in dem ich arbeite, einfach klasse. Andererseits ist die Präsenzkultur dieses Unternehmens ein wirkliches Problem. Denn wenn ich nach und nach größere Aufgaben übernehme, wie kann das damit zusammenpassen, dass ich zu einer bestimmten Uhrzeit einfach den Stift fallen lassen muss um meine Tochter aus der Betreuung abzuholen (sofern wir da noch eine finden). Und schlimmer: dass ich die liegengebliebene Arbeit eben nicht vor dem nächsten Arbeitstag nachholen kann? Selbst, wenn wir eine flexiblere Betreuung finden (momentan können wir froh sein, überhaupt eine zu finden), möchte ich einfach nicht ständig in der Firma sitzen mit Arbeiten, die ich auch von zu Hause aus erledigen kann.

Meine Suche nach einer anderen Stelle in einer familienfreundlicheren Firma dauert also an. Es kommt mir immer noch vor wie Verrat. Aber was bleibt mir sonst? Ich werde in dieser Firma auf absehbare Zeit nichts bewegen können. Bis sich auch dort die Möglichkeit zur Telearbeit durchgesetzt hat, ist meine Tochter groß genug, dass ich darauf nicht mehr angewiesen bin.
Somit endet dieser Arbeitstag für mich mit etwas gedrückter Stimmung - trotz der erfreulichen Neuigkeiten aus dem Mitarbeitergespräch.

Samstag, 26. Mai 2012

Wie wichtig ist Telearbeit?

Gestern war mal wieder so ein Tag... ich wache um 5:15 auf, weil die Kleine Durst hat. Kein Problem. Ich nutze die Gelegenheit gleich, um kurz danach aufzustehen und um 6:30 bin ich startklar. Mein Kaffee ist im Thermobecher, ich hole das Kühlelement für die Milchfläschchen aus der Tiefkühltruhe. Ich achte darauf, meinen Kaffee nicht wieder in der Garderobe stehen zu lassen und brause los. Es gibt wieder einige landwirtschaftliche Fahrzeuge, die meinen, den Berufsverkehr mit 30 km/h aufhalten zu müssen. Aber: ich liege gut in der Zeit. Um 7 Uhr fahre ich auf den Firmenparkplatz und taste gewohnheitsmäßig (spät eigentlich, sonst mache ich das eher) nach meiner Tasche um zu checken, ob alles dabei ist. Ich taste nochmal. Ich gucke. Ich fluche. Die kleine Thermotasche mit den Milchfläschchen und dem Kühlelement steht noch in der Garderobe zu Hause (den Kaffee habe ich allerdings dabei). Ich könnte heulen. Was jetzt? In einem Anflug von Überoptimismus rufe ich zu Hause an, vielleicht will Göttergatte ja heute mit dem Baby einen Ausflug machen und mir die Fläschchen vorbeibringen? Natürlich geht er nicht ran, er schläft, ebenso wie das Baby.
Und ohne dass ich es verhindern kann, steigt mein Hass auf den Betriebsrat wieder hoch. Warum, warum, warum, warum arbeite ich in einer Firma, in der Telearbeit nicht erwünscht ist? Ich könnte jetzt dermaßen bequem 2-3 Stunden arbeiten und mir dabei die Arbeit so einteilen, dass ich noch 1-2 Stunden von zu Hause aus erledigen könnte. Hätte, könnte, wenn! Es könnte so bequem und stressfrei sein! Ich habe erlebt, wie angenehm es für meinen Göttergatten ist, mal eben ein paar Stunden von zu Hause zu arbeiten, während ich mit dem Baby spazieren bin. Aber nein! Es geht nicht. Auch der kurze Dienstweg funktioniert nicht, habe vor einigen Wochen mal zwei Stunden von zu Hause aus gearbeitet und das dann nachgebucht. Meine Chefin hat es auch genehmigt, aber mit dem Hinweis, dass das eigentlich nicht mehr vorkommen sollte: Von zu Hause aus arbeiten gibt es eben nicht in dieser Firma. Warum arbeite ich in einer solchen Firma? Ja, moment mal. Warum eigentlich? Warum tue ich mir das an? Wo doch inzwischen jede größere Firma damit wirbt, dass zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch Telearbeit möglich ist? Ja, die Kollegen sind super, meine Chefin auch, die Arbeit macht Spaß, die Bezahlung ist in Ordnung. Aber vielleicht reicht das nicht. Ich schiebe den Gedanken hin und her. Und hin und her: mich mal nach anderen Stellen umzusehen. Warum nicht.
Inzwischen brause ich wieder nach Hause, gereizt bis zum Gehtnichtmehr, tausend Flüche auf alles absetzend. Meine mickrige Musikanlage habe ich aufgedreht, dass mir die Ohren dröhnen und die aggressiveste Musik eingelegt, die ich im Auto vorrätig habe. Wenigstens das tut gut!
Irgendwann ist auch das geschafft, und ich sitze wieder im Büro. Mit Kaffee UND Milchfläschchen.
Es ist toll, mit den Kollegen zu arbeiten, die Chefin schaut herein und es ist alle super. Und trotzdem. Den Nachmittag werde ich mit Stellensuche im Internet verbringen.

Montag, 21. Mai 2012

Perfektion

Stereotype sind einfach nicht auszurotten, gerade wenn sie sich auf "typisch Mann" und "typisch Frau" beziehen. Und auch die nationalen Schubladen sind allgegenwärtig: Die temperamentvollen Südländer, die optimistischen US-Amerikaner, und, die perfektionistischen Deutschen, die niemals nicht mal 5 gerade sein lassen können.
Eine beeindruckende und erfolgreiche Frau, die ich einmal getroffen habe, wagte diese These: "Einer der Hauptgründe, warum gerade deutsche Frauen sich so schwer tun, Beruf und Familie zu verbinden liegt im deutschen Wesenszug, alles perfekt machen zu wollen". Ganz recht, die eigenen Ansprüche stehen einem im Weg. Man möchte alles richtig machen. Und deutsche Redewendungen in diese Richtung gibt es zu Hauf (mehr als in anderen Sprachen? Wer weiß hier Bescheid?): "Wenn schon, denn schon". "Ganz oder gar nicht". "Wer A sagt, muss auch B sagen", "Ein bisschen schwanger geht nicht". " Es werden Nägel mit Köpfen gemacht" usw.
Und so ist der Anspruch: Die perfekte Mutter, die 24 Stunden am Tag 7 Tage die Woche für ihre Kinder da ist. Die mit den Kindern bastelt, zu jeder Feier eine oder mehrere Torten backt, sie zu jedem Kurs fährt und wieder abholt, die hingebungsvoll vorliest, immer frisch kocht und so weiter. Natürlich glänzt außerdem das Haus, im Bad hängen immer duftende, frische Handtücher, der Garten ist ein Augenschmaus und die Fenster sind so sauber, als seien sie gar nicht da.
Bleibt natürlich noch, dass Frau selbst top gepflegt ist, eine gute Figur hat, charmant und immer gut gelaunt ist sie sowieso. 
Spätestens jetzt ist klar, dass das keine Frau hinbekommt, wie soll es dann noch funktionieren, immer 120% im Job zu bringen? Den Nachwuchs im selbstverdienten Porsche zu kutschieren? Eine Gehaltsstufe nach der anderen zu erklimmen und alle Aufgaben erledigt zu haben, bevor man sie bekommt? Eben. Gar nicht.
Und da sich die Realität nicht so einfach ignorieren lässt, ist es doch einfacher, an den eigenen Ansprüchen zu schrauben. Den Staubmäusen freundlich zuzuwinken, abends mal die Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, den unrasierten Bart des Göttergatten mit unrasierten Beinen zu begegnen, Mann, Oma oder auch Tagesmutter den Nachwuchs für mehrere Stunden in den Arm zu drücken und den Single-Kollegen, die wieder Überstunden schieben, noch frohes Schaffen zu wünschen, während man selbst davonbraust um weiter mit den vielen Bällen zu jonglieren. Und zu erkennen, dass dieser Moment, in dem alle zwar vor sich hinwurschteln, aber gesund und glücklich sind, doch der wahre perfekte Moment ist.