Montag, 29. August 2011

Verzicht und Perfektion

Während der letzten zwei Wochen (Urlaub) ist mir mal wieder so richtig bewusst geworden, wie früh man als werdende Mutter an die Grundpfeiler des Kindererziehens herangeführt wird: Verzicht! (Ja, man wird dafür entschädigt. Aber dennoch ist der Verzicht da und nur darum geht es gerade) Und: Perfektion!
Es geht um so etwas ganz banales wie die Essgewohnheiten. Hat sich eigentlich mal jemand (außer den werdenden Müttern) die Liste der Dinge angeschaut, auf die man schon während der Schwangerschaft verzichten soll? Da wären die offensichtlichen Dinge:
Zigaretten und Alkohol. Für eine überzeugte Nichtraucherin ist ersteres kein Problem. Zweiteres eigentlich auch nicht. Aber jetzt im Urlaub hab ich das kühle Radler beim deftigen Essen im Freien oder das eine Glas Rotwein zu der leckeren Pasta schon irgendwie vermisst. Blöd nur, dass man auch während des Stillens keinen Alkohol zu sich nehmen soll. Wird also noch eine Weile nichts mit einem leckeren Getränk.
Fisch und Fleisch in nicht durchgegartem Zustand meiden. Riesenproblem. Bin nämlich eine wahre Sushi-Fanatikerin, dank der hohen Preise auch gerne selbst gemacht. Immerhin kann man auf Ebi, Tamago und diverses Gemüse zurückgreifen. Aber da hört es ja auch nicht auf. Matjes: nein. Sonstige roh eingelegte Fische: nein. Räucherlachs oder sonstige geräucherte Fische: nein. Salami: nein. Geräucherter Schinken und anderes leckeres geräuchertes: nein.
Gehen wir weiter: Milchprodukte: Rohmilchkäse: nein.

Nun zu den Feinheiten: Natürlich viel Obst, Gemüse und Salat. Aber bitte gewaschen. Auf vorgeschnittenen Salat z.B. aus der Salattheke bitte verzichten. Man weiß ja nicht, ob das ganze gründlich gewaschen wurde. Gleiches gilt für Obst, wenn kein Wasserhahn in der Nähe ist.
Weiter: Natürlich als Schwangere schön auf den Omega-3 Haushalt achten. Also, fette Seefische (durchgegart). Aber: Wegen der Schwermetallbelastung bitte nur die kleinen Fische, in denen sich nicht viel angereichert haben kann. Kein Thunfisch. Kein Hai.
Statistische Zusammenhänge zwischen hohem Kaffeekonsum und Frühgeburten. Ich verzichte seit meiner Schwangerschaft ganz auf Kaffee. Ebenso auf schwarzen Tee und dunkle Schokolade. Man weiß ja nie. Man will ja nicht. Es könnte ja. Nur das Beste. Hinterher nicht sagen müssen, man hätte lieber. ... ... ...

Ja. Und da ist er. Der Perfektionismus. Der anfängt beim Selbstverständlichen (siehe Alkohol und Zigaretten) und dahin führt, dass man jedes Essen misstrauisch beäugt und begutachtet, um auch ja nichts falsch zu machen. Wo soll das nur hinführen?

Freitag, 12. August 2011

Kommunikation im 21. Jahrhundert

Wie wunderbar ist es doch, heutzutage zu leben. Ganz entspannt kann man, gesegnet mit einem guten Internetanschluss und einem handelsüblichen Rechner von Angesicht zu Angesicht mit Bekannten und Verwandten reden, die sich über alle Welt zerstreut haben. Es lebe die Technik.
Viel interessanter sieht es aus, wenn wir in der Firma eine Telefonkonferenz abhalten. Man trifft sich im Büro des Verantwortlichen, oder gar in einem der kleineren Tagungsräume und dann... ja dann. Dann bemüht man sich, mit seinem Stuhl so nahe es nur irgendwie geht an den Tisch zu rücken und sich so weit wie möglich über den Tisch zum Telefon zu lehnen, aus dem aus knarrigem Lautsprecher kaum verständlich der Gesprächspartner plärrt. Natürlich in einem Englisch, das einen ernsthaft vor die Frage stellt, warum man selbst in der Schule mit Grammatik und der korrekten Aussprache des "th" gequält wurde, wenn doch im realen Berufsleben keiner daran interessiert ist. Schon gar nicht der Kunde, den man gerade versucht zu verstehen. Die grauenhafte Technik tut ihr übriges und oft genug hämmern die Kollegen verzweifelt auf Tasten herum, um die Tonqualität wenigstens halbwegs auf erträgliches Level zu bringen.
Willkommen im 21. Jahrhundert!

Dienstag, 9. August 2011

Kleines Wesen in meinem Bauch

Heute war mal wieder ein Kontrolltermin beim Frauenarzt. Er hat mir bestätigt, dass alles super in Ordnung ist, und ich konnte einen Blick auf mein Kleines werfen, verschwommen im Ultraschall, aber immerhin. Der Wahnsinn, wie schnell das Kleine wächst! Vor einigen Monaten war es nur ein kleiner Knopf, ein Punkt, und jetzt sieht es schon richtig wie ein kleines Menschchen aus! Und bewegt hat es sich auch! Bin schon mal gespannt darauf, wann ich die ersten Bewegungen auch selbst spüre, wird wohl noch einige Wochen dauern. Bin schon gespannt darauf. Nur wenn ich daran denke, dass es wohl auch mal irgendwann raus muss, wenn es erstmal richtig schön groß ist... brrrh, nicht dran denken. Lieber genießen, solange es angenehm ist.

Montag, 8. August 2011

Der gute Ton

Heute hat mich nahezu den ganzen Tag etwas erheitert, und auch jetzt noch muss ich grinsen, wenn ich daran denke. Aber von vorne:
Als Neuling auf der Arbeit bin ich unter anderem dafür zuständig, dass einige kleine Formalien eingehalten werden, die recht sinnvoll sind, um später gewisse Abläufe nachvollziehen zu können. Zwar ist das meiste ohnehin firmenweit geregelt, wo was zu beachten ist, aber es gibt (oder eben nicht) auch Absprachen, die nur die betroffenen Abteilungen betreffen, man will aus früheren Fehlern lernen, schon bevor sie die entsprechenden Regeln aufgestellt werden etc.
Nun hab ich, wie es meine Pflicht und Schuldigkeit ist, im Rahmen einer Emailkorrespondenz letzte Woche auf eine Kleinigkeit aufmerksam gemacht, in bestimmten Dokumenten fehlten einige Formalien. Unversehens wuchs sich die Korrespondenz etwas aus, Chef-Chef (also zwei Ebenen über mir) und Chefin (die meine) fügten etwas hinzu etc. Per Email geht das ja alles ganz leicht, da so viele Leute sich im CC tummeln (da hatte übrigens nicht ich sie hingesteckt, die waren da schon aus der Korrespondenz, auf die ich mich bezog).
Nun ja, heute fand ich dann eine überaus patzige E-Mail des "Schuldigen", der übrigens selbst Chef ist (der Nachbarabteilung), wenn auch nicht Chef-Chef, in meinem Posteingang, die in etwa so anfing "Da die überflüssige Mail von Frau ...". Gemeint war meine Mail. Erstmal hab ich zweimal hingeguckt. Erste Reaktion danach: Ärger. Dann Durchatmen. Zum Hörer greifen und telefonisch gelassen mit jenem Menschen gesprochen (da war er überaus zivilisiert, beharrte jedoch auf seinem Standpunkt). Offensichtlich war man sich auf Chef-Ebene wohl doch nicht so ganz einig in dieser Sache.
Ich kann wohl sagen, dass ich die ganze Zeit überaus freundlich und gelassen war, denn schon vor dem Abnehmen des Hörers und dem Wählen der Nummer war mir folgendes aufgegangen: Eine solche Mail sagt vor allem erstmal etwas über den Verfasser der Mail aus. Das brachte mich sozusagen in fabelhafte Laune. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich einige Zeit später Chef-Chef lautstark wie immer poltern hörte (im Nebenzimmer, aber gut dank offener Türen nicht zu überhören), dass eine solche Mail eine Unverschämtheit sei. (Leider wohl nicht zum Kollegen, sondern zu Chefin. Die mich bis dahin auch schon mit einer Mail an alle Betroffenen unterstützt hatte.)
Hachja. Das sind so die Klinkerlitzchen, mit denen man sich ganz wie im Kindergarten amüsieren kann. Pampig wie ein Konfirmant. Wäre es eine Frau gewesen, würde man sagen: "Zickig". Was sagt man bei Männern?

Dienstag, 2. August 2011

Am Morgen

Nach allem, was ich gehört habe, ist der Morgen mit Kindern Adrenalin pur. Nur, um irgendwann nochmal in Erinnerungen schwelgen zu können, hier ein kurzer Statusbericht, wie ein Morgen wochentags momentan noch aussieht:
Ich wache ganz ohne Wecker ausgeschlafen auf, befördere mein Smartphone aus dem Flugzeugmodus, schlappe in die Küche, mache mir eine Schüssel mit Müsli und setze, je nach Uhrzeit und Laune, einen Espresso für meinen Göttergatten auf. Ich futtere mein Müsli in Ruhe, gucke online nach Nachrichten, bringe (eventuell zwischendurch) den Espresso mit Milch ins Schlafzimmer (der unschlagbare Vorteil von einem Eule-Lerche-Paar, jeder wird dann verwöhnt, wenn er müde ist), mache mich im Bad zurecht und verlasse dann meist halbwegs entspannt (wenn ich nicht gerade getrödelt habe) das Haus Richtung Arbeit. So, liebe Hannah der Zukunft, sah das im Juli 2011 noch aus! 

Im vierten Monat

bin ich inzwischen angekommen und das Bäuchlein wächst und wächst... noch lässt es sich aber halbwegs gut unter den mit Bedacht groß gewählten Anzugshosen verbergen... mal sehen wann meine Kollegen drauf kommen - sofern sie es nicht schon wissen...
Bis auf gelegentliches Drücken und Ziehen geht es auch so langsam mit dem Wohlbefinden, wie schon erwähnt. Die Kondition ist allerdings total im Eimer, schon nach wenigen Stockwerken Treppe muss ich nach Luft ringen und japsen wie ein übergewichtiger Kettenraucher... 
Immerhin ist das Schlafbedürfnis wieder auf halbwegs normales Niveau gesunken, und auch sonst fühle ich mich eigentlich recht wohl. Auch, wenn ich das jetzt nicht als "Energy boost" bezeichnen würde, wie es in einigen Ratgebern (ja, ich guck in solche Dinger) bezeichnet wird. Aber Hauptsache es passt jetzt erstmal... bloß nicht daran denken, dass das Kleine auch irgendwann raus soll - und zwar erst, wenn es schön groß ist... nicht dran denken...